Forschung & TechnikTechnik

Die Steuern und die Technik

Plauderei von Hans Dominik

Die Woche • 7.8.1909

Voraussichtliche Lesezeit rund 6 Minuten.

In dem Kampf, der seit alten Zeiten geführt wird zwischen den Zöllnern und Sündern einerseits und den Gerechten, die keine Steuern zahlen wollen, anderseits, spielt die Technik eine bedeutsame Rolle. Mit technischen Mitteln sucht man auf der einen Seite der Steuer zu entgehen, und mit technischen Mitteln will man auf der anderen Seite solcher Umgehung begegnen.

Hans DominikHans Dominik.

So hat man von Seiten der Steuerbehörden schon seit geraumer Zeit die Chemie herangezogen, um Salz und Spiritus, so weit sie nicht als Genussmittel versteuert werden sollen, durch bestimmte Zusätze derartig zu verändern, zu denaturieren, wie der zolltechnische Ausdruck heißt, dass sie auch tatsächlich nicht mehr genossen werden können. Vor eine ganz besonders knifflige Aufgabe wurde die Technik auch durch den letzten Zolltarif gestellt, der für Braugerste einen höheren Zoll vorsieht als für Futtergerste. Für Brauzwecke verwandelt man die Gerste bekanntlich in Malz, indem man sie anfeuchtet und einige Tage keimen lässt. Da man die einzelnen Gerstenposten im Lande selbst nach der Einfuhr kaum noch verfolgen, kaum noch feststellen kann, ob eine Sendung, die irgendwo über die russische Grenze kam, in Pommern verfüttert oder in Bayern verbraut wird, so handelte es sich also darum, die Gerste sofort nach dem Passieren der Grenze, sofern sie nur als Futtergerste verzollt wurde, zu denaturieren. Sie musste für die Brauzwecke unbrauchbar gemacht werden, es musste ihr die Keimfähigkeit genommen werden, aber beileibe durfte ihr Wert als Futtermittel dabei nicht leiden. Die Aufgabe war nicht eben leicht, aber die Technik hat sie in verschiedener Weise gut gelöst. Freilich hat man dazu die neusten Errungenschaften der Elektrochemie, speziell das Ozon, heranziehen müssen, erreicht damit aber auch eine vollkommene Abtötung der Keimfähigkeit, ohne die Stoffe des einzelnen Gerstenkorns sonst irgendwie zu verändern.

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Der Ingenieur Hans Dominik (1872 – 1945) ist vor allem durch seine technisch-utopischen Romane bekanntgeworden. Dominik war aber in erster Linie Wissenschaftsjournalist und verfasste zahlreiche populärwissenschaftliche Beiträge für verschiedene Zeitschriften und Tageszeitungen. Dabei brachte er im lockeren Plauderton dem interessierten Laien wissenschaftliche Grundlagen und neue technische Errungenschaften näher. Dieses Buch versammelt eine repräsentative Auswahl seiner wissenschaftlichen und technischen Plaudereien.
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