Handel & Industrie

Gewinnung des Bernsteins in Preußen

Pfennig Magazin • 13.3.1841

So allgemein es auch bekannt sein mag, dass der Bernstein nur an und in der Ostsee sich findet, so dürften doch folgende Mitteilungen über die Gewinnung desselben für die meisten unserer Leser den Reiz der Neuheit haben.

Die Längenangaben und andere Maße des Originaltextes wurden in das metrische System umgerechnet.

Bis zum Jahr 1811 wurde die Gewinnung des Bernsteins von einer königlichen Behörde beaufsichtigt und der gewonnene Bernstein in öffentlicher Versteigerung verkauft. Seit gedachtem Jahr aber ist sie für 10 000 Taler an einen gewissen Douglas verpachtet. Der Bernstein, von welchem dieser Pächter einen Vorrat von 70 t in einem massiv gebauten, gewölbten Magazin mit eiserner Türe und eisernen Läden aufbewahrt, ist darin nach der Größe der Stücke geordnet und in Körbe und Kisten verpackt. Man unterscheidet fünferlei Arten: l. Sortiment (alle Stücke, die 73 g und darüber wiegen), 2. Tonnenstein und 3. Ferniß woraus Perlen und sogenannte Korallen verfertigt werden), 4. Sandstein und 5. Schlick (welche letztere beiden meistenteils zur Erzeugung der Bernsteinsäure benutzt werden).

Der Bernstein wird teils vom Meer auf den Strand geworfen und an demselben gesammelt, teils in der Nähe des Strandes gegraben; doch überwiegt die Menge des sogenannten Seebernsteins die des Landbernsteins bei weitem. Im Allgemeinen sind es besonders anhaltende Nordwinde, bei denen der Bernstein mit den Wellen ausgespült wird, nach deren Besänftigung durch Westsüdwest- und Nordwestwinde er mit dem sogenannten Bernsteinkraut, worin er eingewickelt liegt, aus dem Wasser an das Land getrieben wird.

Der Landbernstein wurde früher, in den Jahren 1782 – 1806, bei den Dörfern Groß-Hubricken und Kraptepelen an der samländischen Küste auf förmlich bergmännische Weise durch Schächte und Stollen zutage gefördert. Der Bernstein findet sich in einer schwarzen, mit Stücken von Braunkohle gemengten, sehr vitriolischen, tonigen Sandschicht, die gegen den Fuß des hohen Ufers, welches hier eine Höhe von 30 – 45 m hat, ausläuft. Diese Art den Bernstein zu gewinnen, war wegen der darüber liegenden ungeheuren Sanddecke sehr mühsam und beschwerlich.

Jetzt geschieht die Gewinnung nicht mehr durch unterirdischen Bau, sondern von Tage aus, wobei oben genannter Douglas die ganze Sanddecke abtragen und von einem kleinen Fluss, dessen Richtung er willkürlich verändern kann, ins Meer spülen lässt.

In noch größerer Menge als an der Königsberger Küste, wird der Bernstein an der Küste von Danzig gegraben, wo er unter ganz ähnlichen Verhältnissen wie bei Königsberg vorkommt und ebenfalls nur durch Aufdeckarbeit gewonnen wird.

Entnommen aus dem Buch:

Neuerscheinung

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• Auf epilog.de am 23. Mai 2017 veröffentlicht

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