Verkehr – Eisenbahn
Elektromagnetischer Fahrkartenzähler
Polytechnisches Journal • 1878
Um die Anzahl der bei jedem Zuge ausgegebenen Fahrkarten und danach das Erfordernis an Personenwagen für diesen Zug rechtzeitig ermitteln zu können, wodurch gewisse, weiter unten näher bezeichnete Vorteile erreicht werden, ist am Personenbahnhof der Kaiser Ferdinands-Nordbahn in Wien ein elektromagnetischer Fahrkartenzähler eingerichtet worden. Zu diesem Behufe ist die Datumspresse einer jeden der drei Billettkassen mit einem elektrischen Kontakt versehen, der beim Markieren einer Fahrkarte, durch die dabei ausgeführte Bewegung des Stempels, zum Schließen gebracht werden muss. An dem fixen Ständer desselben sind ferner Tasterknöpfe für die verschiedenen Klassen angebracht, durch welche es ermöglicht wird, wenn im Bedarfsfalle an einer Kasse Fahrkarten für die verschiedenen Klassen ausgegeben werden sollen, eine und dieselbe Presse für die Markierung am Zähler verwenden zu können.
Von den in den Kassenlokalen befindlichen Datumspressen führen drei Leitungen (für jede Wagenklasse eine) zu dem am Perron in der unmittelbaren Nähe des den Zug abfertigenden Beamten aufgestellten uhrförmigen Zähler, der ein 100-teiliges Zifferblatt und die entsprechende Zeigerzahl enthält. Die Zeiger sind mit Scheibchen versehen, welche die Nummer der betreffenden Wagenklasse tragen. Mit dem Zeiger für die dritte Klasse, für welche die größte Zahl von Karten ausgegeben wird, ist noch ein kleinerer, nicht nummerierter Zeiger verbunden, welcher die Anzahl der ganzen Umläufe des ersteren, bzw. die Anzahl der Hunderte von ausgegebenen Karten dieser Klasse anzeigt. Sämtliche Zeiger müssen nach Abgang eines jeden Zuges wieder auf den Nullpunkt zurückgestellt werden.
Diese Einrichtung, welche schon unter normalen Verhältnissen vorzügliche Dienste leistet, da bei einer unvermutet großen Anzahl von Reisenden ein sonst erst im letzten Augenblick vor Abgang des Zuges sich als notwendig erweisendes Anschieben von Wagen vermieden wird, womit leicht Zugsverspätungen verbunden sind, ist besonders dann von großem Wert, wenn bei einem besonders starken Andrang von Reisenden, wie er zu gewissen Gelegenheiten vorzukommen pflegt, mehrere Züge in rascher Folge abgefertigt werden müssen, da durch diese Einrichtung die denkbar schnellste Verständigung des Verkehrsbeamten über die Anzahl der erforderlichen Wagen erzielt wird und sowohl einem Platzmangel für die Reisenden, als auch einer unter solchen Verhältnissen oft fühlbaren Verschwendung an Personenwagen vorgebeugt und somit eine unnütze Belastung des Zuges vermieden wird.
Diese Einrichtung wurde über Anregung des Betriebs-Oberinspektors Gustav Kuttilek durch die Mechaniker Mayer und Wolf in Wien ausgeführt.