VerkehrTransport

Elektrische Aufzüge

Prometheus • 18.11.1891

Bereits vor Jahr und Tag trat die Firma Siemens & Halske, aus Anlass der Mannheimer Ausstellung, mit einem durch elektromotorische Kraft bewegten Personenaufzug auf. Andererseits betreibt die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft auf dem Werk in der Markgrafenstraße zu Berlin seit einiger Zeit einen elektrischen Aufzug, dem es obliegt, die Kohle vom Hof nach den im zweiten Stocke befindlichen Kesselfeuerungen zu befördern. Wenn die elektrischen Aufzüge sich trotz dieser Vorbilder und ihrer Vorzüge bisher nicht einbürgern wollten, so lag es einerseits daran, dass bis vor kurzem elektromotorische Kraft selten zu haben war, andererseits, dass die Polizei die Beförderung von Menschen durch Elektrizität vielfach nicht für sicher genug erachtete und daher elektrische Aufzüge zu diesem Zwecke nicht gestattete. Was den letzteren Punkt anbelangt, so dürfte der von der Amerikanischen Aufzugbau-Gesellschaft in Berlin nach dem bewährten System von Otis gebaute Aufzug der Frankfurter Ausstellung die Bedenken zerstreut haben. Die Elektrizitätswerke aber mehren sich derart, dass auch die erste Schwierigkeit mehr und mehr schwindet.

Dem Bau von elektrischen Personenaufzügen in Privathäusern stellten sich mehrfache Schwierigkeiten entgegen. Diese Fahrstühle unterliegen namentlich der unsanftesten Behandlung, weil sie meist nicht von einem geschulten Angestellten, sondern von allen möglichen Leuten bedient werden. In dieser Hinsicht stehen sie sogar den elektrischen Straßenbahnen nach, bei welchen wenigstens einigermaßen erfahrene Schaffner den Motor bedienen. Auch war es sehr schwer, ein allmähliches Anfahren und Halten der Aufzugskammer zu erreichen und damit unangenehmen Stößen vorzubeugen.

Elektrisch betriebener FahrstuhlElektrischer Aufzug. System Otis.

Das Problem hat nun die Otis-Gesellschaft mit dem anbei abgebildeten Aufzug anscheinend glücklich gelöst. Der Aufzug selbst ist den allbekannten Wasserdruck-Anlagen der Genannten nachgebildet. Der Unterschied liegt nur in der Betriebskraft, welche von dem neben der Aufzugskammer sichtbaren, an die Stadtleitungen angeschlossenen Elektromotor geliefert wird. Ein wesentlicher Vorzug der Elektrizität liegt darin, dass der Kraftverbrauch dem Kraftbedarf genau entspricht, während er bei den hydraulischen Aufzügen stets gleich bleibt. Auch ist die Anlage weit einfacher, als bei den letzteren Hebewerken. Funkenerscheinungen am Kommutator fallen angeblich gänzlich fort; auch besteht keine Gefahr, dass die Uhren der Fahrgäste etwa magnetisch werden und dadurch stillstehen, was sich bekanntlich bei der Annäherung an die Motoren eines Elektrizitätswerkes leicht ereignet. Das allmähliche Anfahren und Anhalten erfolgt, wie bei den elektrischen Bahnen, durch Aus- und Einschalten von Widerständen in die Leitung. In der Kammer ist ein Indikator angeordnet, welcher dem Aufzugswärter stets den genauen Stand des Ausschalters am Motor angibt. Im Übrigen wird der Aufzug genau so betrieben, wie ein hydraulischer oder wie ein elektrischer Straßenbahnwagen, also durch die Bewegung des eben erwähnten Ein- und Ausschalters, welcher den Durchgang des Stromes zum Motor gestattet und den Strom absperrt.

• Auf epilog.de am 15. Mai 2024 veröffentlicht

Reklame