Berliner Bauwerke

Eiskelleranlage der
Victoriabrauerei in Berlin

Zentralblatt der Bauverwaltung • 22.4.1882

Voraussichtliche Lesezeit rund 6 Minuten.

Für die in der Lützowstraße gelegene Victoriabrauerei ist nach dem Vorbild einer Breslauer Brauerei, abweichend von den bisher befolgten Grundsätzen bei der Erbauung von Eiskellern für Brauereien, eine Anlage geschaffen worden, welche geeignet erscheint, den wesentlichen Mängeln der älteren Eiskeller abzuhelfen. Bei den früheren Eiskellern für Brauereien ist das Eis entweder in einem zentralen Raum aufgespeichert, um den herum die Bierlager angeordnet sind (Eiskeller mit Mitteleisraum); oder es liegt in einem für mehrere gewölbte Lagerräume gemeinschaftlichen hohen Korridor, welcher nur durch Bohlenwände von den Lagerräumen abgetrennt ist (Eiskeller mit Stirneis); oder aber es wird unmittelbar auf den Gewölben der Lagerkeller aufgespeichert. Bei der fraglichen neuen Anlage ist dagegen zwischen dem Bier-Lagerraum und dem darüber befindlichen Eisraum eine Kaltluftkammer eingeschaltet worden, vermöge deren man imstande ist, alle Mängel der älteren Anlagen zu beseitigen, und die Bedingungen für die Lagerung des Bieres auf einfache Weise zu erreichen. Vor allen Dingen wird dadurch eine vollkommene Trockenheit der Lagerkeller und als Folge davon eine sehr reine Luft in den Kellerräumen erzielt. Letztere kann mit Leichtigkeit beständig auf dem für die Lagerräume erforderlichen Temperaturgrade von 2° C erhalten werden; zudem ist man durch eine einfache Vorrichtung imstande, den Eisverbrauch insofern einzuschränken, als man eine Verbindung des Eisraums mit den Lagerräumen nur zeitweise, je nach Bedürfnis herzustellen braucht. Alle diese Vorzüge waren bei den früheren Anlagen nicht erreicht. Besonders war man dabei nicht imstande, die abkühlende Wirkung des schmelzenden Eises in vorteilhafter Weise auszunutzen, denn dieselbe äußerte sich naturgemäß am meisten auf die dem Eis zunächst liegenden Teile des Kellers. Diese waren daher zu stark, andere Teile des Kellers zu wenig abgekühlt, ohne dass man einen Ausgleich bewirken konnte. Bei den Eiskellern mit Stirneis hat man diesem Übelstand durch eine Neigung der Sohle des Bierlagers zu begegnen gesucht, wodurch den entfernter liegenden Teilen des Lagers die kalte Luft zugeführt werden sollte. Auch hat man diese Anlage in der Weise mit der früher erwähnten dritten Art von Eiskellern verbunden, dass man Eis auf die Gewölbe der dem Stirneislager parallelen Korridore aufspeicherte. Es verblieb aber der Übelstand, dass durch die bloße Bohlenwandscheidung des Stirneislagers sehr viel Feuchtigkeit und Schmelzwasser in den Lagerraum gelangte, welches die Tonnen zerstörte und Luft und Bier verdarb; auch blieb der Temperaturausgleich ein äußerst mangelhafter und der Erfolg entsprach keineswegs dem Eisverbrauch.

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• Auf epilog.de am 18. Oktober 2017 veröffentlicht

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