Handel & IndustrieBergbau

Die Eisenerzer Alpen in der Steiermark

Das Buch für Alle • 1879

Nordwestlich von Leoben in der schönen Steiermark liegen die Eisen­erzer Alpen, der Schauplatz des berühmten rührigen steiermärkischen Eisenbergbau- und Hüttenbetriebs und ein in geo­gnosti­scher Hinsicht äußerst merkwürdiger Gebirgsstock. Der alte Markt Eisenerz mit ungefähr 4000 Einwohnern, in höchst romantischer Umgebung etwa 700 m über Meer liegend, ist der Hauptort des sogenannten Inner­berges und der Mittelpunkt jenes regsamen Bergbaus und Hüttenbetriebs, welcher dermalen auf Kosten der sogenannten Inner­berger Hauptgewerkschaft stattfindet. Pfaffenstein in Steiermark Mächtige Berge von 1800 – 2000 m Höhe umgeben das Münich­tal, worin Eisenerz und der hübsche malerische Leopold­steiner­see liegen, zu welchem man von Hieflau her durch das Jassin­gau und durch die Talenge bei Schloss Leopold­stein eintritt. Auf Eisenerz und seine Umgebung schauen im Norden die Seemauer, im Nordosten der Pfaffen­stein und nach den anderen Richtungen hin noch verschiedene andere Berge, worunter der 2078 m hohe Kaiserschild, herab.

Wir führen unseren Lesern auf unserem Bild eine Ansicht des 1862 m hohen Pfaffen­steins vor, welcher seinen Namen daher hat, dass die Volksfantasie in seinen Umrissen die Gestalt eines mit gefalteten Händen auf dem Rücken liegenden Mönches samt den Füßen erkennen will. Derartige Naturspiele kennt man in den Alpen viele, und man zeigt z. B. mehrere Profile Napoleons, des alten Fritz usw. an verschiedenen Stellen des Hochgebirges. Merkwürdiger aber als diese rein zufällige Felsbildung ist der ungeheure Reichtum der umgebenden Berge an den besten Eisenerzen und die höchst rationelle Weise, in welcher diese Naturschätze und der Waldreichtum des benachbarten Gebirges ausgebeutet werden, wodurch Tausende von Menschen lohnende Beschäftigung finden. Auf dem Mittelgrund des Bildes sehen wir den Hochofen des Eisen­erzer Berges mit der auf gewaltigen hohen Pfeilern ruhenden Brücke, mittelst welcher der Hochofen von den höher gelegenen Grubenhäusern und Stollen­mündungen aus beschickt wird. Die Berge im Hintergrunde der Zeichnung sind ungemein reich an Eisenerz von solcher Güte, dass der hier fabrizierte Stahl für einen der besten in ganz Europa gilt. Die hiesigen Eisenerzgruben sind urkundlich schon seit dem 8. Jahrhundert in Betrieb und teilweise schon von den Römern abgebaut worden.

• Auf epilog.de am 29. September 2025 veröffentlicht

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