Handel & Industrie – Bergbau
Die Torfgewinnung im Oldenburgischen und in Ostfriesland
Illustrirte Zeitung • 30.11.1878
Industrie, Welthandel und Nationalwohlstand haben sich vorzugsweise da entwickelt, wo Braun- und Steinkohlen sich finden. In der norddeutschen Tiefebene fehlen nun zwar die ›schwarzen Diamanten‹ nichtsdestoweniger wird auch hier die Großindustrie aufblühen, wenn man die mächtigen, meilenweit sich forterstreckenden Moore aufgeschlossen und den Torf gehörig zu verwerten gelernt haben wird. Durch die gegenwärtig angebahnte rationelle Gewinnung, Bereitung und Benutzung des Torfs ist dieser als Brennmaterial in volkswirtschaftlicher und national-ökonomischer Beziehung schon jetzt von großer Bedeutung geworden. Die verbrennliche Substanz desselben besteht durchschnittlich aus 60 % Kohlenstoff, 2 % freiem Wasserstoff und 38 % chemisch gebundenem Wasser; bei gehöriger Einrichtung der Feuerungsanlagen ist der Brennwert des Torfs gleich zwei Drittel des Brennwerts einer gleichen Gewichtsmenge von Steinkohle oder böhmischer Braunkohle von mittlerer Güte und gleich oder etwas größer als der einer gleichen Gewichtsmenge Holz, somit kann der Torf nach seiner Brennfähigkeit und seinem Brennwert sehr wohl mit den übrigen Brennmaterialien konkurrieren. Bei dem Mangel an Steinkohlen, Braunkohlen und Holz hat man in Norddeutschland den Torf schon seit der ältesten Zeit als Brennstoff benutzt. Die Güte des Torfs ist verschieden, je nach der Tiefe des Lagers im Moor, aus welchem er genommen ist. Der Torf aus der oberen Schicht des Moors, der sogenannte Moos-, Heide-, Schilf- und Wurzeltorf, brennt getrocknet schnell weg, ohne viel Hitze zu geben; der Torf aus den tiefer liegenden Schichten, der Sumpf- oder Moortorf, von dunkelbrauner Farbe, ist dichter und schwerer und heizt besser; der Torf aus dem untersten Lager, der Pech- oder Specktorf, ist auch getrocknet dunkelschwarz und zeigt eine wachsglänzende Schnittfläche, hat den größten Gehalt an Kohlenstoff und somit auch den größten Brennwert.
Werde epilog.plus-Mitglied und Du bekommst
- Zugriff auf exklusive Beiträge wie diesen
- PDF-Versionen und/oder eBooks von ausgewählten Artikeln
- weniger Werbung und dafür mehr historische Bilder und alte Reklame
und Du hilfst uns, noch mehr interessante Beiträge zur Kultur- und Technikgeschichte zu veröffentlichen.