Handel & IndustrieBergbau

Das Salz und seine Gewinnung

Das Buch für Alle • 1866

Das Kochsalz ist bekanntlich eines der wichtigsten Gewürze für unsere Speisen, und, da es einen Bestandteil aller der organischen Gewebe und Flüssigkeiten bildet, die unseren Körper zusammensetzen, ein unentbehrliches Nahrungsmittel. Seine leichte Löslichkeit im Wasser und sein reichliches Vorkommen in der Natur ermöglicht zwar, dass eine gewisse Menge davon in alle tierischen und pflanzlichen Gebilde eingehen kann; indes sehen sich doch die höher organisierten Tiere auf einen reichlicheren Verbrauch des Kochsalzes angewiesen, als auf die geringen, in den gewöhnlichen Nährstoffen enthaltenen Quantitäten, und wir bemerken daher, dass manche wilde Tiere mit großer Begier die Salzlecken aufsuchen, während das Hausvieh nur in gutem Bestand erhalten werden kann, wenn man ihm zeitweilig das Futter mit Salz bestreut.

Das Salz hat in der Natur eine ungeheure Verbreitung und bildet namentlich einen Bestandteil des Meerwassers, das ihm vornämlich seinen salzigen Geschmack verdankt; außerdem findet man es als festes Mineral (Steinsalz) in verschiedenen Formationen, besonders im Flözgebirge als Glied der Muschelkalkformation, zum Teil in äußerst mächtigen Lagern, wie z. B. bei Wieliczka in Galizien, wo die Steinsalzschicht eine Mächtigkeit von 1200 Fuß und eine fast endlose Ausdehnung besitzt. In solchen Lagern wird das Steinsalz bergmännisch abgebaut, an andern Orten aber, in Wasser gelöst, durch Bohrlöcher zu Tage gefördert, die so gewonnene Sole aber durch Gradieren verstärkt und durch Sieden das Salz zur kristallinischen Ausscheidung gebracht. Das Gradieren geschieht dadurch, dass man die Salzlösung langsam durch Reisig oder Strohhaufen rinnen lässt, wobei ein großer Teil des Wassers verdunstet und die Sole verstärkt wird.

Die Gewinnung des MeersalzesDie Gewinnung des Meersalzes.

Wir wollen hier vornämlich die Gewinnung des Salzes aus dem Meerwasser ins Auge fassen. Das Meerwasser wird auf eine Reisigschicht gepumpt, damit es bei dem Sickern durch die Zwischenräume derselben einen Teil seines Wassergehalts an die Luft abgebe und als eine etwa fünfundzwanzigprozentige Sole in das ummauerte Bassin abfließe, von wo es zum weiteren Versud in die Pfanne gebracht wird. Dieses Verfahren ist im westlichen Frankreich üblich; an den Küsten des Mittelmeers aber, wo im August die große Sommerwärme die freiwillige Verdunstung des Wassers begünstigt, leitet man das Meerwasser in·ausgedehnte Tonbehälter (s. unser Bild), in deren äußerstem das Meerwasser ruhig stehenbleibt, bis es seine schlammigen Teile abgesetzt hat; von da aus führen es kleine Kanäle in eine Reihe von Bassins, die durch leicht verschließbare Öffnungen miteinander in Verbindung stehen. In den ersten Bassins setzen sich noch die Gipsteile ab, in den darauffolgenden aber schießen unter dem Einfluss der Sonnenhitze, unter welcher das Wasser rasch verdunstet, die Salzkristalle an und werden nun zum Trocknen herausgeschafft. Dieses Salz ist unrein, hat eine graue Farbe und zieht wegen seines Gehalts an Chlormagnesium, das ihm einen bitteren Geschmack verleiht, aus der Luft Wasser an. Um es daher zur Kaufmannsware zu machen, wird es noch in pyramidenförmige Haufen der Luft ausgesetzt, deren Feuchtigkeit das viel leichter lösliche Bittersalz auslaugt. Der Rückstand ist dann hinreichend weiß und rein, um in den Handel gebracht werden zu können.

Dr. C. Kolb

Entnommen aus dem Buch:
Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ersetzten Dampfmaschinen zunehmend die Muskelkraft und ermöglichten eine zunehmende Mechanisierung der bis dahin handwerklich geprägten Güterproduktion. Der Abbau von Handelshemmnissen und neue Verkehrswege eröffneten überregionale Märkte, immer mehr Produkte mussten immer schneller und billiger produziert werden. Arbeitsteilung und Spezialisierung veränderten ganze Wirtschaftszweige. Die historischen Originalbeiträge und Abbildungen in diesem Buch geben einen unverfälschten Einblick in die Wirtschaft des 19. Jahrhunderts.
  PDF-Leseprobe € 14,90 | 106 Seiten | ISBN: 978-3-7583-0344-9

• Auf epilog.de am 13. Oktober 2021 veröffentlicht

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