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Einführung der Elektrizität als Zugkraft für die unterirdischen Eisenbahnen Londons

Zentralblatt der Bauverwaltung • 20.7.1889

Die Londoner Untergrund-Bahn, die City of London- und Southwark-Linie, besteht aus zwei Tunneln von 3,16 m Durchmesser, welche aus gusseisernen Kreisteil-Platten zusammen, gesetzt sind. Sie erstreckt sich von dem Stockwell-Endbahnhof bei Clapcham-road durch Oval, Elephant und Castle bei Newington und geht dann unter der Themse hindurch zu dem City-Endbahnhof in der King William Street. Die ganze Länge jedes Tunnels beträgt etwa 5 km. Vor kurzem hat man beschlossen, für den Betrieb derselben die elektrische Kraft zu verwenden, und es ist ein in allen Einzelheiten ausgearbeiteter Entwurf aufgestellt und angenommen und ein Vertrag wegen der Ausführung abgeschlossen worden. Die Erzeugung der elektrischen Kraft findet am Endbahnhof in Stockwell statt, wo Kessel und Maschinen-Anlagen für mehr als 1000 PS erbaut und drei große elektrische Maschinen nach Edison-Hopkinson aufgestellt werden. Der Strom wird auf der ganzen Länge mittels eines mit Blei überzogenen Kabels geleitet, und zur Zuführung des Stroms für die Lokomotiven wird das Verfahren von Dr. John Hopkinson mit oben liegenden Zuleitern angewendet. Es werden vierzehn elektrische Lokomotiven hergestellt, jede für 100 PS. Diese Kraft ist ausreichend, um einen Zug mit 100 Fahrgästen mit einer Geschwindigkeit von 40 km/h zu bewegen und die nötige Kraft zum schnellen Anziehen zu entwickeln. Die Züge sollen in Abständen von drei Minuten einander folgen und aus je drei Wagen bestehen. Die bisherigen Erfahrungen, welche von Dr. Edward Hopkinson auf der Beesbrook und Newry Bahn gesammelt sind, haben, obgleich sie nur in kleinerem Maßstabe angestellt sind, die Bauart als eine zweifellos zweckentsprechende erwiesen und werden für den neuen Versuch, die Elektrizität als Zugkraft zu verwenden, von großem Wert sein. Man darf der Fertigstellung der neuen Anlage und den Betriebsergebnissen mit Spannung entgegensehen, da ein ausreichender Erfolg für die weitere Einführung der Elektrizität als Zugkraft für die Tunnel von Stadtbahnen entscheidend sein würde.

• Auf epilog.de am 4. November 2023 veröffentlicht

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