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Eine neue Bauart von Drehscheiben für große Lokomotiven

Verkehrstechnische Woche • 12.11.1910

Die Einführung der großen Mallet-Lokomotiven, die in der letzten Zeit bei den Eisenbahnen der Vereinigten Staaten in erheblicher Zahl in Dienst gestellt worden sind, hat zwar viele Vorteile in Bezug auf die Zugförderung, bringt aber auch manche Schwierigkeiten bei ihrer Unterbringung im Lokomotivschuppen und besonders beim Drehen der Lokomotive mit sich. Bis vor gar nicht langer Zeit wogen die größten Lokomotiven 175 t und waren 22,9 m lang, die neueren Mallet-Lokomotiven haben aber eine Länge von 33,5 m und ein Gewicht von 350 t. Beim Drehen muss daher häufig Tender und Lokomotive voneinander getrennt und jeder Teil für sich gedreht werden. Natürlich muss die Ausrüstung der Eisenbahnen mit genügend langen Heizhausständen, insbesondere aber mit Dreh- scheiben von ausreichendem Durchmesser und entsprechender Tragfähigkeit der Einführung der schweren und langen Lokomotiven auf dem Fuße folgen.

Die Atchison-, Topeca- und Santa Fé-Eisenbahn hat daher eine neue Bauart von Drehscheiben eingeführt, die bei einem Gruben-Durchmesser von 36,6 m auch für die längste Lokomotive ausreicht. Bisher waren die amerikanischen Drehscheiben in der üblichen Bauart so angeordnet, dass die gesamte Last auf dem Drehzapfen ruhte und die Enden beim Auffahren der Last durch Stützrollen unterstützt wurden. Es hat sich aber ergeben, dass eine Länge von 26 – 27 m das äußerste Maß ist, bei dem eine solche Stützung noch durchführbar ist. Insbesondere werden bei größerer Länge die Kosten zu hoch und jedenfalls auch die Durch­biegung so groß, dass bei der Bewegung Hindernisse entstehen. Die neue Drehscheibe hat daher einen Mittelzapfen, der nur zur Führung dient, und wird von sechs Gruppen von Rädern gestützt, die auf drei um den Drehzapfen als Mittelpunkt verlaufenden Schienenkreisen geführt werden. Die Stützrollen sind so verteilt, dass die Hauptträger durch die sechs Stützpunkte in fünf gleich große Felder von je 7,1 m Stützweite geteilt werden. Die Anordnung der Hauptträger, der Quer- und Längsträger, welch letztere die Schienen tragen, und der Querversteifungen ist die übliche. An den Längsträgern sitzen tangential zu den Schienenkränzen Rahmen aus I-Eisen, die die Räder tragen. Diese laufen auf den erwähnten Ringschienen, die ihrerseits von Beton-Fundamenten getragen werden. Die Drehscheiben werden elektrisch angetrieben; um das Stromzuleitungs-Kabel auf die Drehscheibe führen zu können, ist der Drehzapfen durchbohrt und durch diese Bohrung ein Rohr zur Aufnahme des Kabels durchgeführt.

• Wk.

• Auf epilog.de am 30. August 2022 veröffentlicht

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