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Drahtseilbahn für Eisenmine
bei Aalsund in Norwegen

Engineering • 16.10.1874

Voraussichtliche Lesezeit rund 4 Minuten.
Drahtseilbahn bei AalsundDrahtseilbahn bei Aalsund.

Viele wertvolle Eisenminen werden gegenwärtig entweder nur in sehr geringem Umfang oder sogar gar nicht betrieben, da sie an so unzugänglichen Stellen liegen, dass ein wirtschaftlicher Transport des Erzes zu einem Verschiffungs­hafen nicht möglich ist. Häufige Beispiele solcher Minen findet man an der Küste Norwegens, hoch oben in den Bergen, die über die zahlreichen Fjorde ragen, die die Küste durchziehen. Der einzige Zugang zu diesen Minen besteht über eine holprige und zickzackförmige Straße, die für den Transport großer Mengen an Mineralien völlig ungeeignet ist und aufgrund der extremen Steilheit der Bergseite oft einen Umweg von vielen Meilen macht, um einen Ort zu erreichen, der weniger als eine halbe Meile in gerader Linie entfernt ist.

Um solchen Fällen zu begegnen, wurde eine Anordnung von Drahtseilbahnen entworfen und erfolgreich betrieben, wie die Illustrationen zeigen. Sie besteht aus zwei Stahlseilen mit einer Bruchlast von etwa 40 Tonnen, die von den Minen direkt zum kleinen Pier am Fuße des Berges führen. Sie überbrückt eine Distanz von 686 m ohne Stütze. Darauf laufen zwei Wagen mit kleinen Rillenrädern, die mit etwa 600 kg Eisenerz gefüllt sind, wobei die festen Seile durch Gewichtskästen am Boden unter Spannung gehalten werden. BergstationBergstation. Der beladene Wagen wird dazu gebracht, den leeren Wagen mit Hilfe eines leichten Stahlseils hochzuziehen, das um geeignete Bremsscheiben in der Mine läuft und durch das die Geschwindigkeit der herabsinkenden Ladung gesteuert wird. Unten angekommen wird der Wagen in einen großen Güterwagen entladen, der, wenn er voll ist, wiederum in ein Schiff entladen wird. Der leichte Seilbahnwagen ist inzwischen oben angekommen und darf, nachdem er gefüllt ist, hinabfahren und den leeren Wagen hochziehen. Die Neigung hat einen Winkel von 45° und die Geschwindigkeit, mit der die Wagen fahren, beträgt etwa 25 – 30 km/h. Auf diese Weise werden etwa 100 Tonnen in zehn Stunden zu sehr geringen Kosten transportiert.

Die einzigen Kosten sind die für die Arbeit erforderlichen Arbeitskräfte, nämlich etwa drei oben und zwei unten. Die abgebildete Seilbahn wurde von der Wire Tramway Company nach den Entwürfen und unter der Aufsicht ihres Ingenieurs W. T. H. Carrington für einige Eisenminen in der Nähe von Aalsund gebaut, die Eigentum der Firma Adamson and Co. aus London sind. Die Arbeiten wurden vor Ort von H. Dunn durchgeführt, einem Ingenieur des Unternehmens.

TalstationTalstation.
BergstationBergstation.

Durch die Anwendung solcher Seilbahnen, die aufgrund ihrer Einfachheit nur geringe Kosten verursachen, ist es wahrscheinlich, dass viele Minen, die derzeit nicht genutzt werden, ihre Produkte auf den Markt bringen könnten. Bahnen nach dem System des Unternehmens werden derzeit in vielen Teilen der Welt errichtet. Eine wurde kürzlich in Llanelly in Südwales für den Transport von Kohle eröffnet, und in Leitrim für einen ähnlichen Zweck. Letztere arbeitet mit einer 1 : 3-Steigung.

Entnommen aus dem Buch:
Während Seilbahnen im ostasiatischen Raum schon recht früh zum Einsatz kamen, wurden in Europa erst ab dem späten Mittelalter vereinzelte Anlagen erbaut. Ausgehend von der Entwicklung von Seileriesen für den Holz-Transport begann dann um 1870 die systematische Konstruktion von Seilbahnen. Gustav Dieterich schildert die Geschichte der Seilbahnen von den Anfängen bis zum ›System Bleichert‹, und so bietet diese erweiterte und reichhaltig illustrierte Neuausgabe einen umfassenden Überblick über die Erfindung der Drahtseilbahnen.
  PDF-Leseprobe € 18,90 | 172 Seiten | ISBN: 978-3-7693-4011-2

• Auf epilog.de am 26. November 2025 veröffentlicht

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