Handel & IndustrieDruck & Papier

Die fotografische Setzmaschine

Illustrierte Technik • 28.10.1925

Fotografische SetzmaschineDie fotografische Setzmaschine nach Hunter und August im Betrieb.

In unserem Beitrag  Die Setzmaschine ohne Satz hatten wir auch der verschiedenen Versuche, das Problem der Offset-Setzmaschine mit Hilfe der Fotografie zu lösen, Erwähnung getan. Das Auftreten der Konkurrenz in Gestalt der ›Typar‹ auf der Internationalen Buchdruckausstellung in London hat die englischen Erfinder einer Fotosetzmaschine (es wird auch in Amerika an einer solchen gearbeitet) veranlasst, nunmehr auch in die Öffentlichkeit zu treten. Unser Bild zeigt die Fotosetzmaschine von Huntel und August.

Ihre wesentlichen Bestandteile sind das Tastbrett, das dem einer Schreibmaschine ohne Umschaltung gleicht, der elektrische Perforierapparat, der zunächst einen Lochstreifen herstellt, und der Projektions- und Fotomechanismus, welcher, durch diese Lochstreifen mit Hilfe elektrischer Kontakte in Bewegung gesetzt, Buchstabe für Buchstabe nach einem auf einem sich abrollenden Filmstreifen befindlichen Diapositiv-Alphabet auf einen Film fotografiert. Der Film kann gewechselt werden wie bei einem Kodak. Der interessanteste Teil der Maschine ist der Kalkulationsmechanismus, der dazu dient, den Raum der vollen Zeilenbreite nach Satz des letzten Wortes nachträglich gleichmäßig auf die sämtlichen Wortzwischenräume zu verteilen. Sowohl deren Anzahl wie die Breite des Restes sind bei jeder Zeile verschieden. Dieser Mechanismus ist eine Art elektrisches Gedächtnis, das sich mit Hilfe von Magneten zuerst die Anzahl der Wortzwischenräume merkt, am Schluss der Zeile durch eine Kurventrommel den Rest dividiert und zu den minimalen Zwischenräumen addiert. Zweifellos ist dies die größte Erfindung an der Maschine, deren Vorzüge gegenüber der Typar, vorausgesetzt, dass sie den Beweis für die wirkliche Brauchbarkeit in der Praxis noch erbringt, vor allem noch darin bestehen würde, dass auf dem etwa 10 m langen Diapositivfilmband 30 verschiedene Schritten sich befinden können. Jede beliebige von diesen kann durch einfaches Einstellen eines Hebels eingestellt werden. Ebenso kann durch optische Vergrößerung auf einfachste Weise auch jeder Schriftgrad von 6 bis 96 Punkten erzielt werden.

Die neueste Meldung über die Maschine, die British and Colonial Printer vom 20. August 1925 enthält, besagt, dass gegenwärtig Versuche gemacht würden, auf drahtlosem Weg eine ganze Anzahl von Maschinen gleichzeitig von einem Tastbrett, aus zu bedienen. Wenn es heute auch noch nicht so weit ist, man steht doch, dass man bestrebt ist, den Zeitungsredakteuren ihre Arbeit leichter zu machen.

• Habbel

• Auf epilog.de am 3. Mai 2023 veröffentlicht

Reklame