Verkehr – Schifffahrt
Beschreibung des Baus des Bremer Leuchtturms an der Stelle der Bremer Bake in der Wesermündung
Von Jacobus van Ronzelen
Baurat und Hafenbaudirektor zu Bremerhaven
Monografie • 1857
Dieses Werk zerfällt in 6 Abteilungen. Sie enthalten:
- Die Gründe, welche Senat und Bürgerschaft bewogen haben, an der Stelle der Bremer Bake in der Wesermündung einen Leuchtturm zu erbauen.
- Die Beschreibung des Terrains, auch in historischer Beziehung.
- Die Einrichtung des Bauplatzes und die Beschreibung des Baus.
- Die störenden Einwirkungen auf den Grundbau, durch die schweren Seegänge und Brandungen bei stürmischem Wetter.
- Die Art der Beleuchtung des Turms und ihre Wartung.
- Hilfsleistung in der Aufnahme von Schiffbrüchigen im Turm, so wie über die gefährliche Landung daselbst, nebst Vorschlägen zu deren Abhilfe.
Vorwort
An die Art der Erbauung dieses Leuchtturmes und namentlich die Konstruktion seines Fundaments von der gewöhnlichen Behandlung der Grundbauten gänzlich abweicht und also für sich isoliert dasteht, so habe ich außer äußeren Anregungen geglaubt, es ins Besondere der praktisch-technischen Welt schuldig zu sein oder derselben einen Dienst damit zu erweisen, dieses Bauwerk sowohl in seinem Ganzen als in seinen einzelnen Teilen zu beschreiben.
Es kommt nämlich wohl nicht oft vor, dass dem Ingenieur ein, fast in See, wenigstens von der nächsten Küste noch zwei deutsche Meilen entfernt liegender Punkt als Bauplatz angewiesen wird, welcher aus einem reinen Treibsandlager besteht und sich nicht weniger als sechs Fuß unter der täglichen Fluthöhe befindet. Ferner hoffe ich, wird diese Beschreibung nicht allein meine vorgesetzte Behörde, sondern auch das handeltreibende Publikum wie alle Bürger, welchen das Wohl des Bremer Staats in seiner so raschen Entwickelung am Herzen liegt, interessieren. Namentlich wird die Kaufmannschaft es gewiss dankend anerkennen, dass Senat und Bürgerschaft im Vertrauen auf den guten Erfolg des Werks, durch Erbauung dieses Leuchtturmes wesentlich zur Sicherheit und zum Aufblühen der Schifffahrt beigetragen haben.
Gerne unterwerfe ich dieses Werk, zu meiner eigenen Belehrung, der technischen Kritik von Männern, die in der Wasserbaukunst durch selbstständige eigene Praxis Erfahrungen erlangt haben.
Bremerhaven, im März 1857.
• J. J. van Ronzelen
I. Abteilung
Die Gründe, welche Senat und Bürgerschaft bewogen haben, an der Stelle der Bremer Bake in der Wesermündung einen Leuchtturm zu erbauen.
Es war ein schon längst gefühltes Bedürfnis, an der Stelle der jetzigen Bremer Bake einen Leuchtturm zu erbauen, und zwar aus folgenden Gründen:
- Ist es einleuchtend, dass sofort ein großer Gewinn für die Schifffahrt darin liegen müsse, wenn man das bis jetzt nur für den Tag geltende Zeichen der Bremer Bake auch für die Nacht nutzbar und anwendbar machen konnte.
- Kann das Leuchtschiff, welches in der Nähe der Bremer Bake seine Station hat, während der Nacht das Zeichen der Bremer Bake nicht vollständig ersetzen, indem nicht allein die Beleuchtung des Schiffs in den langen dunkeln Winternächten, zumal bei Schnee und Regen, nicht so kräftig wirken kann, dass das Schiff immer sichtbar ist, sondern weil es bei eintretendem Eisgang, seine Station sogar zu verlassen gezwungen wird.
- Eine Kommission aus den erfahrensten bremischen Schiffskapitänen und Lotsen bei einer Untersuchung, welche am 6. Juli 1854 stattfand, erklärte, dass die Stelle der Bremer Bake in nautischer Beziehung eine durchaus geeignete sei zur Erbauung eines Leuchtturmes, und ich meinerseits erklärte, dass das Terrain, obgleich dem Bau überaus ungünstig, dennoch in technischer Beziehung eben keine Unmöglichkeit darbiete, die nicht zu überwinden wäre.
- Es war ein Fakt, dass die gehörige Unterhaltung eines Leuchtschiffes und dessen Bemannung überall eine mühsame Administration erfordert und jährlich bei weitem größere Kosten in Anspruch nimmt als ein solider Leuchtturm mit dessen geringer Besatzung, und dass also
- dem Staat in zweifacher Weise geholfen werden könne, einmal in Beziehung auf die Schifffahrt und ferner in Beziehung auf die verminderten Ausgaben der Staatshaushaltung.
II. Abteilung
Die Beschreibung des Terrains, auch in historischer Beziehung
Das Terrain, auf welchem die Bremer Bake steht, ist ein Teil eines etwa 10 km² großen, sehr mächtigen und sehr flüssigen Treibsandlagers, welches unter dem Namen Mellum die Jade von der Weser trennt.
Diese Mellum ist von mehreren Prielen (Stromrillen) durchschnitten, wodurch Abteilungen entstanden sind, welche eigene Namen angenommen haben und so trägt der Teil des Sandes bei der Bremer Bake den Namen ›Hohe Weg‹. Vermutlich war hier früher der höchste Rücken des mit Namen Mellum bezeichneten Sandes, den man jetzt an einem andern Teil desselben findet mit Namen Dünkirchen, etwa 3,8 km Meile unterhalb der Bremer Bake.
Die Bremer Bake selbst befindet sich in der Richtungslinie, welche von der Jungfernbake aus nach WNWest gezogen wird, oder genauer noch auf 53° 42' 51" nördlicher Breite und 8° 14' 52" östlicher Länge von Greenwich.
Werde epilog.plus-Mitglied und Du bekommst
- Zugriff auf exklusive Beiträge wie diesen
- PDF-Versionen und/oder eBooks von ausgewählten Artikeln
- weniger Werbung und dafür mehr historische Bilder und alte Reklame
und Du hilfst uns, noch mehr interessante Beiträge zur Kultur- und Technikgeschichte zu veröffentlichen.
eBook