Forschung & Technik – Wissenschaft
Aus der Geschichte einer Ätherwelle
Von Hans Dominik
Berliner Tageblatt • 20.4.1902
Es ist schwer, zu dieser Erzählung den Anfang zu finden, denn ihre Heldin, eine Transversalwelle des Lichtäthers, hat den Vorzug unsterblich zu sein. Es hilft uns auch nichts, wenn wir den Anfang unserer Geschichte bis in die uralten Zeiten zurückverlegen, da unser ganzes Milchstraßensystem noch ein einziger Weltennebel war. Wir würden der Welle doch immer wieder begegnen, und jedes Mal, wenn wir glauben am Anfang aller Dinge zu sein, würde sich zeigen, dass die Wellenenergie schon vordem irgendwie vorhanden und wirksam war. Unter solchen Umständen hat es wenig Wert, sich lange mit dem grauen Altertum aufzuhalten, und wir wollen sogleich sehen, was sich in neuerer Zeit zugetragen hat.
Um ein Ereignis eindeutig zu bestimmen, braucht der gewissenhafte Forscher eine Raum- und Zeitangabe, und so mag unsere Geschichte ihren Anfang auf der Sonnenoberfläche nehmen, und zwar zu einer Zeit, da auf Erden bei einer mittleren Temperatur von etwa 30° das Geschlecht der Rieseneidechsen in üppigen Farnwäldern hauste.
Damals bewegte sich ein Bolide, das Trümmerstück irgendeiner untergegangenen Welt, mit einer Geschwindigkeit von hundert Meilen in der Sekunde geraden Wegs der Sonne zu. Es war ein ganz ansehnliches Steinchen, das da durch den Weltraum segelte, ein Brocken von der Größe der Inseln Großbritannien und Irland. Dies kosmische Projektil setzte seinen Weg zur Sonne mit ständig wachsender Geschwindigkeit fort, bis es in deren glühende Atmosphäre versank. Sofort begann es selbst zu erglühen, während sein Lauf sich verlangsamte.
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