Forschung & TechnikWissenschaft

Das Zentral-Wetter-Büro der USA

Das Neue Universum • 1882

Voraussichtliche Lesezeit rund 10 Minuten.

Wohl eins der interessantesten Gebäude in einer der interessantesten Städte der Welt, wenn sie auch noch keine hundert Jahre alt ist, nämlich in Washington ist das geräumige Doppelhaus, in welchem die Geheimnisse des Wetters den stummen Elementarkräften der Luft abgerungen werden. Überrascht stehen wir hier vor einer erstaunlich großen Anzahl der genialsten und sinnreichsten Instrumente, die, das Wirken der Naturkräfte belauschend, dieselben dem Menschen zum segensreichen Dienste zwingen.

Zentral-Wetter-BüroAuf dem Dach des Zentral-Wetter-Büros zu Washington.

Schon das Äußere des Gebäudes verrät, dass es zu etwas ganz Außerordentlichem bestimmt ist. Doch ist es nicht die Form oder die Bauart desselben – wenigstens nicht an der Straßenfront – die uns dies vermuten lässt; nein, seine Fassade unterscheidet sich in gar nichts von der so vieler Hundert anderer Häuser in amerikanischen Städten. Richten wir aber unsern Blick aufwärts, so werden wir gewahr, dass wir es hier mit etwas ganz Besonderem zu tun haben, und wenn wir beim Anblick der Dutzende von Telegrafendrähten, die von der Straße in den Hof hineinführen, vielleicht erst geneigt waren, ein Telegrafen-Zentralbüro daselbst zu vermuten, so belehrte uns ein Blick, den wir – seitlich in die Straße zurücktretend – auf das Dach und in den Hof werfen, bald genug eines Besseren. Und wenn wir es noch nicht wussten, so wissen wir es jetzt: Das kann nur das Hauptquartier des Old Prob* *) Die Überschrift der in allen Zeitungen der Vereinigten Staaten täglich veröffentlichten Bulletins des meteorologischen Büros: ›Probabilities‹ wurde dem allerwärts beliebten und hoch geachteten Chef, General Myers, im Volksmund humoristischerweise als Spitzname beigelegt. sein, das Zentralstationsgebäude des meteorologischen Dienstes der Vereinigten Staaten. Und so ist es! Die unzähligen Drähte, die da oben den Himmel im Zickzack mit Kreuz- und Querstrichen bedecken, diese Drähte tragen mit Blitzesschnelle die Geheimnisse der ›Dinge zwischen Himmel und Erde‹ von den eisigen Gestaden der großen Seen, vom sonnigen Süden, von Kaliforniens Goldküste und von den hafenreichen Ufern des Atlantiks, von den Piks der Felsengebirge, von den Savannen und Prärien im Herzen des riesigen Kontinentes, wie vom Mississippi-Tal und den Zypressensümpfen der Golfstaaten herzu. Und erst auf dem Dach! Da wimmelt es von Stangen und Wetterfahnen, Spiegeln und Metallscheiben, Kugeln und Kreuzen, runden und eckigen Blechgefäßen, kurz von allen möglichen Gestellen mit allen nur denkbaren Apparaten und Instrumenten, die der Erfindungsgeist des Menschen erdacht, um die Natur der Wissenschaft zu erschließen und dienstbar zu machen.

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• Auf epilog.de am 2. Februar 2024 veröffentlicht

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