VerkehrPostwesen

Über die in England gebräuchlichen Apparate zum Aufnehmen und Abgeben der Briefbeutel während des vollen Laufes der Eisenbahnwagenzüge

Polytechnisches Journal • 1863

Dieser Apparat, mit welchem in England alle Eisenbahnstationen, sowie alle Eisenbahnpostwagen versehen sind, enthält ziemlich viele Teile, arbeitet aber, kräftig konstruiert, ganz nach Wunsch. Der Briefbeutel wird an einem Träger aufgehängt und von einem angemessen geschlossenen Netz aufgefangen. Zu diesem Zwecke muss, wie Fig. 1 – 3 der betreffenden Abbildungen zeigen, der Wagen ein Netz A zur Aufnahme der Beutel und einen Arm B zur Abgabe derselben haben, und in gleicher Weise muss die Eisenbahnstation mit einem Arm a zur Abgabe und einem Netz b zur Aufnahme versehen sein. Apparate zum Aufnehmen und Abgeben der Briefbeutel Diese Teile liegen jedoch in verschiedenen Höhen, und zwar so, dass das Netz des Wagens oberhalb des Netzes der Station sich fortbewegt. Die Entfernungen sind derart bestimmt, dass das Netz der Station von den Wagentritten nicht getroffen wird und ebenso der Arm a außer dem Bereich der Wagen liegt. Die Arme und Netze der Postwagen springen weit vor und werden jedes Mal erst kurze Zeit vorher, ehe der Zug die Station passiert, in diese Lage eingestellt; während des Ganges zwischen je zwei Stationen befinden sie sich in gehobenem Zustand, wie Fig. 4 zeigt. Fig. 5 – 7 veranschaulichen die Einrichtung der Netze. Ein solches Netz ist vorn und oben offen, an den übrigen vier Seiten aber geschlossen; darüber sind Lederriemen gespannt, welche das Netz halten, zugleich aber eine Gabel a bilden, um den aufzunehmenden Briefbeutel zu fangen. Sobald der begleitende Postbeamte den Briefbeutel aus dem Netz des Wagens herausgenommen hat, erfasst er den Handgriff p und klappt das Netz um das Scharnier in die Höhe; dreht er es dann noch um das Scharnier n, so legt es sich flach an die Seitenwand des Wagens an, wie Fig. 4 und in punktierten Linien Fig. 6 zeigen. Der mit dem Wagen verbundene Arm (Fig. 8 & 9) geht durch einen Einschnitt in einem am Wagen befestigten eisernen Bügel und dreht sich um eine hohle Achse p; Letztere enthält in ihrem Inneren ein Gegengewicht, durch welches der Arm gehoben wird, sobald der Briefbeutel sich nicht mehr an demselben befindet. Der Hals des Briefbeutels schließt sich an ein Stück Flacheisen (Fig. 12) mit einem oben angestauchten Kopf; dieses Stück Eisen wird in einen Einschnitt am Arm des Wagens eingelegt und durch eine übergeschlagene Klinke mit Federdruck festgehalten, so dass die Erschütterungen während der Bewegung nicht im Stande sind, den Beutel abzulösen; dem Stoß gegen die Gabel des Netzes kann aber der Federdruck nicht widerstehen, die Verbindung wird gelöst und der Briefbeutel fällt herunter. An den feststehenden Arm, der viel stabiler ist, hängt man den Beutel nur zwischen zwei an den Arm angeschweißte Bunde (Fig. 10 & 11). Der Arm ist innerhalb der Säule, auf welcher er aufgestellt ist, um eine vertikale Achse drehbar und wird seitwärts umgeschlagen, solange er nicht in Benutzung ist.

Der Stationsapparat befindet sich gewöhnlich nicht unmittelbar auf dem Bahnhof, sondern in einiger Entfernung von demselben; öfter ist er in zwei Exemplaren, einem vor und einem hinter dem Bahnhof, aufgestellt. Für den Beamten, der den Zug erwartet, ist ein Wachthäuschen aufgestellt.

Häufig findet man auch Doppelpostwagen; die beiden Wagen sind in diesem Falle durch eine blasebalgartige Lederkuppelung C (Fig. 1) miteinander verbunden.

• Auf epilog.de am 16. Dezember 2022 veröffentlicht

Reklame