Handel & IndustrieLebensmittelproduktion

Weinsprit und Tresterbranntwein

Der Stein der Weisen • 1893

Voraussichtliche Lesezeit rund 10 Minuten.

Das hochgradige, aus Wein erzeugte Destillat wird Weinsprit oder kurzweg Sprit genannt. Wenn auch der Weinsprit frei von den schweren Fuselölen, die im Wein vorkommen, ist, so enthält doch selbst der höchst rektifi­zierte Sprit noch Spuren von den leichter flüchtigen Ether­arten und Alkoholen, welche das feine angenehme Aroma aller Weindestillate bedingen. Man kann zwar aus jedem Wein guten Weinsprit erzeugen, jedoch ist es am vorteilhaftesten, nur jene Weine zur Wein­sprit­destillation zu verwenden, welche sich zur Cognac- und Franzbranntwein-Brennerei nicht eignen. Also jene schweren alkoholreichen Weine, welche nur einen geringen, ordinären Branntwein geben würden, sowie jene kranken und verdorbenen Weine, die nur nach wiederholter Rektifikation ein verwendbares Destillat geben, oder wo durch eine Ent­fuselung und Desodo­risierung des Lutters oder Rohbranntweines nicht nur die Fuselöle und fremden Geruchsstoffe, sondern auch das dem Weindestillate eigentümliche Weinaroma entfernt wurde. Da es bei der Erzeugung von Weinsprit weniger darauf ankommt, ein aromatisches Produkt zu erzielen, sondern wenn möglich, durch eine einmalige Destillation ein fusel­freies, sehr hochgradiges Produkt zu gewinnen, so sind hier jene Destillationsapparate bei der Wein­sprit­erzeugung auf dem Platz, welche sogleich durch die verbundenen Rekti­fizier­vorrichtungen ein hochgradiges Destillat von geforderter Stärke liefern, hierbei aber auch die größtmögliche Ersparnis an Zeit, Arbeit und Brennmaterial gestatten. Es eignen sich daher zur Destillation von Weinsprit aus Wein vorzüglich die kontinuierlich arbeitenden Destillierapparate, besonders bei der Fabrikation im Großen kann man nur mit solchen Destillierapparaten auf einen gewinnbringenden Erfolg rechnen.

Wenn man auch mit den kontinuierlich arbeitenden Destillierapparaten ohne Unterbrechung beliebige Zeit, solange der zu verarbeitende Vorrat von Wein reicht, fort­destillieren kann, so ist doch immer empfehlenswert, von Zeit zu Zeit die Destillation zu unterbrechen, um den Apparat in allen Teilen einer gründlichen Reinigung zu unterziehen, da sich die durch die Erwärmung des Weins unlöslich gewordenen und sich abscheidenden Albumin- und Proteinstoffe besonders im Vorwärmer, den Verbindungsrohren und der Rekti­fizier­kolonne, im Inneren an den Wänden ansetzen. Um aber jene Apparat­bestand­teile und Rohre zu reinigen, zu welchen man nicht so leicht gelangen kann, füllt man die Brennblase des Apparates mit Wasser, erhitzt es zum Kochen und lässt dann die sich entwickelnden Wasserdämpfe durch den Apparat streichen, wodurch derselbe besonders von den im Inneren anhaftenden Fuselölen gereinigt wird.

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• Auf epilog.de am 16. Dezember 2025 veröffentlicht

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