VerkehrFernmeldewesen

Brooks unterirdische Kabel

Polytechnisches Journal • 12.2.1890

David Brooks aus Germantown, Philadelphia, hat 1863 die Benutzung des Paraffinwachses zur Isolierung von Leitern elektrischer Ströme eingeführt. Auf Grund fortgesetzter versuche kam er auf die Anwendung flüssiger Isoliermittel, die in Eisenrohren unter einem gewissen Druck erhalten wurden, wegen des dabei nicht ganz zu vermeidenden Leckens griff er aber schließlich zu einem dickflüssigen Harzöl, nämlich den Rückständen von Harzöl, nachdem die dünneren Öle abgetrieben sind. Dieses als ›London-Öl‹ oder ›Nierenöl‹ (kidney oil) bekannte Öl ist, wenn zum Gebrauch für die Kabel bereit, von hellbrauner Farbe und so zähflüssig wie recht dicker Sirup. Es isoliert sehr gut und die Gallone (4,5 l) kostet nur 33 Pfg. Es wird in halbflüssigem Zustand an dem Orte, wo das Kabel verlegt wird, in gewöhnliche Eisenröhren eingelassen, worin die Kupferkabel mit einer Umhüllung aus gewöhnlicher Baumwolle, Jute oder Hanf liegen*. *) In ähnlicher Weise verlegt die Privattelegrafen-Gesellschaft in Wien ihre Telefonkabel. 15 isolierte Doppelleitungen werden mit geteertem Band umwickelt und die nötige Anzahl solcher Kabel reihenweise in Holzkästen gelegt, dann ein Gemisch aus Teer und Zement eingegossen und ein Holzdeckel auf den Kasten genagelt. Die Eisenröhren haben meist nur 22 mm Durchmesser.

Auf die Eingussstellen an den Röhren werden Deckel geschraubt, etwa alle 91 m werden Verbindungsbüchsen eingefügt, welche Verbindungen und Abzweigungen der Drähte ermöglichen. Nachdem die Röhren verlegt und mit Blei gedichtet sind, wird das Kabel mittels eines Drahtes eingezogen, der beim Legen in die Röhren Stück für Stück eingeführt wird. Die Röhren sind im Inneren ausgerieben, damit nicht etwa Vorsprünge das Kabel gefährden; sie werden in Längen von 150 bis 300 m für eine Kabellänge verlegt und an den Enden, wo das Kabel eingezogen wird, erweitert. Während die Röhren gelegt werden, wird das in einem Kessel aufgerollte Kabel mit dem Öl gekocht, bis keine Luftblasen mehr aus ihm aufsteigen; dann wird es noch heiß durch eine vom Kessel nach der Verbindungsbüchse gelegte Röhre eingezogen. Nach dem Einziehen wird der Kessel nach jeder Verbindungsbüchse gefahren und eine Röhrenlänge nach der anderen voll Öl gegossen. Die Kosten betragen nur den dritten Teil von denen gewöhnlicher unterirdischer Kabel. Da das Isoliermittel flüssig ist, so füllt es jedes zufällig z. B. durch Blitzschlag entstehende Loch sofort aus, ohne dass die Isolation schlechter wird. Das Teeröl ist ferner schwerer als Wasser und stößt dieses ab; daher kann keine Feuchtigkeit von außen zu der Kabelhülle gelangen, ja wenn selbst Wasser in das Rohr käme, würde es in ihm nach oben steigen.

Vor 2 Jahren ist von der Pennsylvania-Eisenbahn-Gesellschaft ein Kabel mit 53 Telegrafendrähten von über 2 km Länge so gelegt worden; 450 m liegen in einem mit Wasser gefüllten Graben, der Rest hängt in der Luft zwischen den Balken der Brücke. Es hat sich merkwürdig gut gehalten, obgleich in Amerika alle unterirdischen Kabel mehr oder weniger vom Blitz zu leiden haben.

• Auf epilog.de am 4. Juli 2017 veröffentlicht

Reklame