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Selbstzünder für Gasflammen

Das Neue Universum • 1899

Die Leuchtgastechniker, die mit den Männern der elektrischen Beleuchtung beständig in scharfem Wettbewerb stehen, suchen nach Möglichkeit jeden Vorteil, den das elektrische Licht etwa bietet, auch ihrerseits zu erreichen. Dahin gehört unter anderem auch die Möglichkeit, eine beliebige Menge elektrischer Lampen von einem Punkt aus zu entflammen, während die Gasflammen ihrer Natur nach jede für sich angezündet werden müssen. - R E K L A M E - Luft-Eisenbahnen in London Unter den zahlreichen Vorrichtungen, welche zu dem Zweck erfunden worden sind, auch die Gaslampen ohne Zuhilfenahme eines Zündholzes und ohne direkte Annäherung an den Brenner zu entflammen, ist die nachstehend beschriebene und abgebildete eine der interessantesten.

Der speziell zum Anzünden von Gasglühbrennern sehr geeignete Apparat gestattet zwar nicht, mehrere Lampen von einem Punkt aus zu entzünden, wenn sie nicht etwa sämtlich durch einen einzigen Hahn geöffnet werden; seine Einrichtung ist aber so getroffen, dass es außer dem Öffnen des Gashahns der betreffenden Lampe überhaupt keiner Manipulation bedarf, um dieselbe zu entzünden. Wir sehen in den drei Abbildungen zunächst alle Einzelteile des Selbstzünders, sodann dieselben im Durchschnitt und endlich einen mit diesem Selbstzünder ausgestatteten Auer­brenner. Selbstzünder für Gasflammen.Selbstzünder für Gasflammen.
1. Einzelteile. | 2. Durchschnitt. | 3. Anwendung bei einem Auerbrenner.
Zwischen dem mit der Hand zu öffnenden oder zu schließenden Gashahn und der Flamme ist ein Kegelventil E eingeschaltet, welches für gewöhnlich durch den Hebel D und die kleine Zugstange C nach oben gedrückt wird und den Zugang zur Gasflamme geschlossen hält.

Es kann mithin auch beim Öffnen des Hahnes das Gas nicht direkt zum Glühstrumpf dringen, sondern es schlägt durch die untere Öffnung des Kugelventils den Weg in das kleine Seitenrohr des Selbstzünders ein, steigt in dem die Zugstange umgebenden Rohr aufwärts und erreicht die Öffnung eines feinen Brenners, zu dessen Seite eine kleine Hülse G, mit Platin- oder Palladium­schwamm gefüllt, angebracht ist. Das fein verteilte Metall hat die Eigenschaft, den daran vorüber­streifenden Gasstrom so heftig aufzusaugen, dass ein energischer Oxidationsprozess eingeleitet und der Metallschwamm in Rotglut versetzt wird. In 2 – 3 Sekunden teilt sich diese Glut auch den kleinen Spiralen mit, welche die Hülse mit der Öffnung des Zündflämmchens verbinden, das ausströmende Gas entflammt an der Hitze dieser Spirale, und der Zünder beginnt zu funktionieren. Er strahlt seine Hitze, wie wir in den Abbildungen deutlich bemerken, direkt gegen einen feinen Draht B aus einem Metall aus, das gegen die Wärme sehr empfindlich ist. Der Draht beginnt sich auszudehnen, das Gewicht des Ventils E, durch die Zugstange C mit ihm verbunden, tut das Seinige und in 5 – 6 Sekunden nach der Öffnung des Hahnes werden wir das Ventil auf seine untere Kegelfläche herabsinken sehen. Während dieses Prozesses öffnet sich der obere Ausgang des Ventils E ebenso allmählich, wie sich der untere schließt. Das Gas erhält Zutritt zum Glühstrumpf, und die noch brennende Zündflamme bewirkt seine Entflammung. Vom Öffnen des Hahnes bis zum Entflammen des Glühstrumpfes vergeht nur eine Zeitdauer von 5 – 6 Sekunden.

• Auf epilog.de am 15. September 2025 veröffentlicht

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