Forschung & Technik – Erfindungen & Patente
Der Weg zur Million
Von Hans Dominik
Berliner Tageblatt • 6.9.1903
Es gibt verschiedene Wege, Millionär zu werden. Unter den wenigen Verfahren, welche nicht mit dem Strafgesetzbuch kollidieren, wäre die Gewinnung des großen Loses, die Beerbung gut situierter Tanten respektive Onkel und last not least eine Erfindertätigkeit, welche wirklich für dringende Bedürfnisse des gegenwärtigen Lebens Befriedigung schafft, zu nennen.
Als Kronzeuge für den letzten Teil dieser Behauptung darf Werner Siemens gelten. Er pflegte bei der Beschreibung seiner Erfindungen stets zu betonen, dass sie dem Interesse der Gemeinheit dienten und wirklich dringende Wünsche der Gegenwart erfüllten. Nicht ohne Ironie wiesen ihn seine Freunde darauf hin, dass ihm selbst seine Erfindungen am allerbesten bekämen, und er dabei eine Million auf die andere legte. Diesem Vorwurf gegenüber hatte der Erfinder die treffende Entgegnung, dass ein ordentlicher Profit für den Erfinder geradezu das charakteristische Zeichen für eine nützliche und für die Allgemeinheit notwendig gewordene Erfindung sei.
Nach der Meinung jenes berühmten und erfolgreichen Erfinders ist es für eine nutzbringende erfinderische Tätigkeit unerlässliche Vorbedingung, die Bedürfnisse und Wünsche der Zeit zu verstehen.
In diesem Sinne war Siemens unendlich praktischer als sein Konkurrent Edison. Die Siemensschen Erfindungen haben ziemlich ausnahmslos in der Praxis Eingang gewonnen, während Edisonsche Erfindungen, so weit sie wirklich von Edison stammen, nur allzu häufig physikalische Spielereien geblieben sind. Ein sehr wichtiges Erfinderproblem für die Gegenwart lautet: Eine Maschine zu erfinden, welche das gesprochene Wort sofort in klarer, gut leserlicher Typenschrift niederlegt.
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