Verkehr – Schifffahrt
Seehafen für Brügge
Zentralblatt der Bauverwaltung • 23.4.1881
Der belgische Zivil-Ingenieur De Maere hat für die städtische Verwaltung von Brügge das Projekt eines Seehafens bearbeitet, mit welchem die 14 km von der Küste entfernt liegende Stadt durch einen Seekanal in Verbindung gesetzt werden soll. Belgien besitzt an seiner Küste keinen guten Hafen. Antwerpen liegt zu weit landeinwärts, um beim Transitverkehr nach England mit Vlissingen und den französischen Häfen konkurrieren zu können. Ostende wird gegen das hohe Meer durch die flachen flandrischen Bänke für tiefgehende Schiffe abgesperrt. Dagegen ist die Küste zwischen Blankenberge und Heist jederzeit zugänglich und für die Anlage eines Tiefwasserhafens geeignet. Die Einfahrt desselben soll durch zwei parallele Molen gebildet werden, deren westliche um 260 m länger als die östliche, 800 m lange, projektiert ist. Dieser Vorsprung soll die Flutströmung von der 300 m breiten Hafenmündung abhalten. Auch glaubt man damit, die Versandung der Hafeneinfahrt verhindern zu können. Die Einfahrtstiefe bei niedrigster Ebbe soll 7 m betragen. Der Seekanal nach Brügge würde gleichfalls 7 m Tiefe und eine Breite von 20 m in der Sohle, 62 m im Wasserspiegel bekommen. Die Flutschleusen sollen das Kanalniveau etwas über Terrainhöhe halten. Das Material der erforderlichen Deiche wäre durch Ausschachtung des Kanalbettes zu gewinnen.