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Schnellklärung trüber Flüssigkeiten

Die Gartenlaube • 1862

Klarheit ist für fast alle Flüssigkeiten, mögen sie zum Genuss oder für technische Zwecke bestimmt sein, ein notwendiges Erfordernis. Man bietet deshalb alles auf, dieselben in möglichster Reinheit darzustellen, und sucht solche, wenn durch natürliche Ablagerung die Beseitigung des Trüben nicht erreicht oder zu lange Zeit dazu erfordert wird, durch mechanische Abscheidung oder durch chemisch wirkende Mittel zu erzielen. Gewohnheit und Bequemlichkeit haben bisher die Anwendung des chemischen Klärverfahrens bevorzugt, obgleich dasselbe zum Nachteil des Gehaltes der Getränke geübt wird und in gar vielen Fällen unzulänglich erscheint, während die erstere Methode, wie dies die Arbeiten in den chemischen Laboratorien und die Natur im selbst geläuterten Quellwasser beweisen, richtiger, billiger, rascher und sicherer ist.

Man klärt oder schönt z. B. Wein, Bier, Cidre, Essig etc. mit Hausenblase, Eiweiß, Blut und anderen Substanzen, welche eine Verbindung mit dem in den Flüssigkeiten enthaltenen Gerbstoff eingehen, als solche eine Gallerte bilden und so die trübenden Teile niederschlagen. Der Gerbstoff, welcher in der Klärungsverbindung (der sogenannten Schönung) mit fortgenommen wird, ist aber ein sehr notwendiger Bestandteil für jene Getränke, als Bedingnis ihrer Haltbarkeit und Vervollkommnung ihres Wohlgeschmacks. Seine Verminderung kann daher nur von Nachteil sein, aus welchem Grund auch z. B. alte, erfahrene Weinküfer nur ungern ans Schönen der Weine gehen, indem sie behaupten, »mit jeder Schönung würde dem Wein ein Kleid ausgezogen«. Oftmals erweist sich die chemische Klärung ganz wirkungslos, weil entweder zu wenig oder zu viel des Stoffes, der sich mit der Schönung verbinden muss, in der Flüssigkeit enthalten ist, oder weil noch andere Stoffe eine Gegenwirkung ausüben. Nur lange Praxis gibt in ersteren Fällen an, was man zuzusetzen oder vorher auf andere Weise zu vermindern hat; in letzterem Fall ist vielfach die älteste Erfahrung am Ende.

Solchen Nachteilen und Übelständen gegenüber ist es daher von hoher Wichtigkeit, dass man in der Neuzeit auch auf diesem Gebiete Verbesserungen angestrebt hat. Die Benutzung der plastischen Kohle und die Mitanwendung der Luftpumpe bei der Filtration waren anerkennenswerte Versuche, wenn auch beide Methoden, weil sie mangelhaft und unzulänglich sind, in der Praxis kaum weitere Anwendung finden können. Ein größerer Fortschritt von bedeutenderer Tragweite ist neuerdings durch die Auffindung und Zubereitung eines fast für alle Flüssigkeiten anzuwendenden mechanischen Klärmittels und durch Darstellung der dazu nötigen praktischen Apparate gemacht. In der Steingutfabrik der Gebr. Möller zu Unterlöditz bei Königsee in Thüringen werden aus einer glasierten, steinartigen Masse, welche durch Säuren und andere Schärfen nicht angegriffen wird, Apparate angefertigt, welche den Anforderungen vollkommen genügen und nicht sowohl befriedigende, als höchst überraschende Resultate gewähren. Ein solcher Apparat ist mit der größten Leichtigkeit durch Einlage des Klärmittels hergerichtet, die trübe Flüssigkeit wird hineingeleitet und fließt sofort glanzklar aus dem Mittel heraus, wobei es sich gleich bleibt, ob man die Abklärung durch Abfluss nach unten, oder mittelst hydrostatischen Druckes nach oben zu erreichen sucht. Die Klärung geht so schnell vor sich, dass der geregelte Zufluss der trüben Flüssigkeit den unverweilten Abfluss der geklärten bedingt.

Der Wert dieses Fortschritts ist um so mehr unschätzbar, als man ja den größeren Maßstab anlegen kann und das Klärmittel sich fast gar nicht abnutzt und immer wieder, auch von einer Art Flüssigkeit zur anderen, zu brauchen ist. Apparate dieser Art, welche in der Stunde 35 – 70 Liter klären, kosten 5 Taler. Sie können für Wasser, Wein, Cidre, Bier, Essig, Spirituosen, Säfte etc. benutzt werden, weshalb die Sache von größtem Interesse für Geschäftsleute aller Branchen und für jede Haushaltung ist.

• Auf epilog.de am 18. Dezember 2023 veröffentlicht

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