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Kegelbahn mit ansteigender und beweglicher Lauffläche

Polytechnisches Centralblatt • 3.6.1889

Eine sehr zweckmäßige Neuerung, welche einen vollgültigen Ersatz der bisher üblichen langen Kegelbahnen mit horizontaler Lauffläche darbietet, wird gegenwärtig von der Aktiengesellschaft Eisenwerke Gaggenau, Baden, in den Handel gebracht. Dieselbe, eine Erfindung des Ingenieurs Emil Kiebitz in Gaggenau, ist in der Abbildung dargestellt und besteht wesentlich in Folgendem.

KegelbahnKegelbahn mit ansteigender und beweglicher Lauffläche von der Aktiengesellschaft Eisenwerke Gaggenau (System Kiebitz).

Um einen Widerstand für die Kegelkugel zu erzielen, welcher gleich ist demjenigen, der durch die bisher übliche große Länge der Kegelbahn herbeigeführt wird, ist die Lauffläche aus zwei Teilen zusammengesetzt, nämlich dem horizontal liegenden Aufwurfbrett und einer ansteigenden, beweglich angeordneten und nachgiebigen Laufbahn. Tritt nun die Kugel auf letztere über, so drückt sie dieselbe um ein Geringes ein; die Folge hiervon ist, dass die der Kugel sich entgegenstellende Reibung vergrößert wird. Hierbei kommen alle die bei den üblichen Kegelbahnen möglichen Finessen des Keglers, wie ›Gasseschieben‹ usw., in gleicher Weise, wie bisher, zur Geltung. Nach erfolgtem Wurf wird die Kugel auf der der geneigten Laufbahn parallel liegenden Rinne wieder zurückgerollt. Die Länge dieser neuartigen Kegelbahn beträgt 10 – 13 m.

Die meisten Gastwirte der Großstädte haben sehr häufig nicht die für horizontale Bahnen erforderliche Längenausdehnung von 25 – 28 m zur Verfügung, oder doch nur unter Aufwand erheblicher Kosten. Außerdem kommt noch in Betracht, dass je länger eine Kegelbahn ist, desto weiter das für die Umwohnenden und beim Spiel Unbeteiligten so außerordentlich lästige Geräusch getragen wird. Auch in Gegenden mit weniger hohem Wert des Grund und Bodens fällt der Kostenpunkt der langen Bahnen sehr schwer ins Gewicht, auch dort fällt der Preis überdachter und geschützter Bahnen so hoch aus, dass dieselben sehr häufig nicht rentabel erscheinen.

Die geringe Länge dieser neuen, unter dem Namen ›Rigi‹ in den Handel gebrachten Kegelbahn in Verbindung mit ihrer Zerlegbarkeit, bequemen Transportfähigkeit und einfachen Zusammensetzbarkeit ermöglicht es, dieselbe in bereits vorhandenen Räumen, kleinen Sälen, größeren Zimmern, Gartenhallen etc., welche sonst vielleicht nur wenig benutzt werden, aufzustellen, um bei etwaiger anderweitiger Benutzung besagter Räume schnell – vorübergehend – entfernt werden zu können. Aber viel wesentlicher ist die geringe Länge der Gaggenauer Rigibahn bei Neuanlage von Kegelhäusern. Es ist einleuchtend, dass eine Kegelhalle von 10 – 13 m Länge auch nur halb so viel kostet, als eine solche von der doppelten Länge. Dabei kann ein rechteckiger und behaglicher Aufenthaltsort geschaffen werden, der sich mit geringen Mitteln angemessen dekorieren, beheizen und beleuchten lässt, wie es bei einer Langbahn ohne erheblichen Kostenaufwand ganz unmöglich wird.

Der sonst nötige Raum hinter dem Kegelnden ist hier überflüssig, denn es lassen sich die Kegel- bzw. das jeweilige Wurfresultat besser von der Seite übersehen, ohne dass dabei der Kegelnde selbst durch zu dichtes Herandrängen der Zuschauer belästigt oder irritiert zu werden braucht, weshalb auch Streitigkeiten über das Wurfergebnis durchaus ausgeschlossen sind.

Eine Reihe von Zeugnissen von Privaten, wie Gastwirten sprechen sich im hohen Grad anerkennend über diese Neuerung des beliebten Kegelsportes aus.

• Auf epilog.de am 9. Mai 2024 veröffentlicht

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