Forschung & Technik – Erfindungen & Patente
Künstliches Holz
Westermanns Monatshefte • November 1864
Eine Hauptaufgabe der Industrie in unserer Zeit ist die Nutzbarmachung der zahlreichen Abfälle, die sich bei der Verarbeitung der verschiedenen Materialien ergeben. Fast täglich werden darin neue Fortschritte gemacht und dadurch Beschäftigung für neue Arbeiter gewonnen. Seit einigen Jahren hat man in Frankreich gelernt, den Sägespänen von neuem einen festen Zusammenhang zu geben und daraus ein neues Arbeitsmaterial herzustellen. Zu diesem Ende vermischt man die Sägespäne, vorzugsweise die der feineren Holzarten, mit Blut, bringt die Masse in hohle Formen und setzt sie unter gleichzeitiger Erwärmung in einer hydraulischen Presse einem hohen Drucke aus. Die Masse nimmt genau die Umrisse des Modells an und gibt selbst die feinsten Formen wieder. Das künstliche Holz ist sehr hart, schwerer als irgend eine natürliche Holzart, fest und lässt sich sehr schön polieren. Auf die angegebene Weise werden daraus Schmuckkästchen, Schreibzeuge, Kassetten und mancherlei andere Galanteriewaren angefertigt, sowie auch Kunsttischlerarbeiten, Gehäuse zu Wanduhren, Bilderrahmen usw. Ebenso hat man diese Masse auch benutzt zum Ersatz der teueren, von Bildhauern erzeugten Holzschnitzereien. Diese Artikel haben bereits in Paris großen Beifall gefunden.