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Sandra Carstensen tauft neuesten Seenotkreuzer auf den Namen ›Theodor Storm‹

tvi.ticker • 13. August 2011

Voraussichtliche Lesezeit rund 4 Minuten.

Hohen Besuch, zahlreiche Gäste und viele Schaulustige konnte die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) auf ihrer Rettungsstation Büsum begrüßen. Anlass war die Taufe des neuesten Seenotkreuzers am 13. August in Anwesenheit von Peter Harry Carstensen, Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein.

Sandra Carstensen, Gattin des Ministerpräsidenten, taufte das Schiff auf den Namen ›Theodor Storm‹ und wünschte allzeit gute Fahrt und der Besatzung stets eine sichere Heimkehr. Mit der Namengebung erinnert die DGzRS an den großen norddeutschen Schriftsteller, der als Lyriker und Autor von Novellen als ein bedeutender Vertreter des deutschen Realismus gilt. Theodor Storm, 1817 in Husum geboren und 1888 in Hanerau-Hademarschen gestorben, war eigentlich Jurist. Sein wohl bekanntestes Werk ist Der Schimmelreiter.

Das Arbeitsboot des 20 Meter langen Spezialschiffs wurde von Vanessa Burrmann, Tochter des Büsumer Vormanns Olaf Burrmann, auf den Namen ›Nis Puk‹ getauft. Nis Puk ist eine Märchenfigur, die vor allem im deutsch-dänischen Grenzland bekannt ist. Den Menschen ist er ein hilfreicher Hausgeist, solange die ihre eigenen Kinder und die Haustiere gut behandeln. Der Sage nach lässt er sich dafür mit einer Schüssel Grütze belohnen. Geschieht dies allerdings nicht, so wandert er weiter in ein anderes Dorf.

Seenotkreuzer Theodor StormFoto: R. Hoppe/epilog.deSeenotkreuzer ›Theodor Storm‹ in Büsum.

Die neueste Einheit der DGzRS wurde auf der Fr. Fassmer-Werft in Berne an der Unterweser gebaut. In seinem Grußwort betonte Gerhard Harder, Vorsitzer des Rettungswerks, dass auch die ›Theodor Storm‹ allein durch Spenden aus der Bevölkerung finanziert werden konnte. Im gesamten Land zählt die DGzRS rund 300 000 Förderer, von denen aus Schleswig-Holstein allein 40 000 kommen. Eine besondere Spende kam vom Ankerherz-Verlag mit Sitz in Hollenstedt. Seit Jahren bestehen enge Verbindungen zwischen diesem Verlag und den Seenotrettern, und das Buch Orkanfahrt wurde mit einem Benefiz-Anteil zugunsten der DGzRS verkauft. Aus diesen Erlösen wiederum konnte das Ankergeschirr für den neuen Seenotkreuzer finanziert werden.

Der 19,90 Meter lange und 38 Tonnen verdrängende Seenotkreuzer hat in den vergangenen Monaten umfangreiche Erprobungen und bereits so manchen erfolgreichen Einsatz unter zeitweise schweren Wetter- und Seegangsbedingungen absolviert. Das 22 Knoten (ca. 40 km/h) schnelle Schiff wird von einer drei Mann starken Besatzung gefahren. Mit einem Tiefgang von lediglich 1,30 Metern kann die ›Theodor Storm‹ auch in Revieren eingesetzt werden, in denen größere Seenotkreuzer auf ihr Tochterboot angewiesen wären.

Auf ein Wohndeck, wie es bislang auf Seenotkreuzern eingerichtet wurde, wurde bei dieser Bootsklasse bewusst verzichtet. Die Besatzung lebt nicht an Bord, sondern im Stationsgebäude. Innerhalb kürzester Zeit kann die Einheit besetzt werden und zum Einsatz auslaufen. Weitere besondere Merkmale dieses in der bewährten Netzspanten-Bauweise konstruierten Schiffstyps sind der ergonomisch gestaltete Arbeitsplatz sowie eine umfassende Ausrüstung für die medizinische Erstversorgung an Bord. Eine Feuerlöschpumpe mit einer Förderleistung von 2300 l/min. kann bei Bränden auf See eingesetzt werden.

Ein Novum stellt das elektrische Bordnetz mittels Datenbussystem dar. Hierbei handelt es sich um ein spezielles Leitungssystem zum Austausch von Daten und Energie zwischen Steuerelementen und elektrischen Systemen wie dies in einem Computer, aber auch in Flugzeugen und immer häufiger in komplexen Anlagen und modernen Kraftfahrzeugen geschieht. Neben der erhöhten Betriebssicherheit führt dies zu einer deutlichen Gewichtseinsparung. Neu ist ferner der zum Einsatz kommende Typ eines offenen Arbeitsbootes in der Heckwanne. Aufgrund der kompakten Maße des Seenotkreuzers stehen nicht der Platz und die Tragfähigkeit für ein konventionelles Tochterboot zur Verfügung. Nicht zuletzt zugunsten des erreichbaren geringen Tiefgangs des Seenotkreuzers wurde hierauf verzichtet. Dafür ist das Arbeitsboot ›Nis Puk‹ mit 37 Knoten (ca. 68 km/h) deutlich schneller als übliche Tochterboote.

Die Rickmer Bock im Büsumer MuseumshafenFoto: R. Hoppe/epilog.deDie ›Rickmer Bock‹ im Büsumer Museumshafen.

Selbstverständlich ist die ›Theodor Storm‹ wie alle Seenotkreuzer der DGzRS als Selbstaufrichter im Fall des Durchkenterns konstruiert. Gemeinsam mit der Fassmer-Werft war seinerzeit mit einem Schwesterschiff ein aufwendiger Kenterversuch durchgeführt worden, der die Berechnungen der Konstrukteure bestätigte. Innerhalb kürzester Zeit richtete sich der kieloben im Wasser liegende Rumpf von selbst wieder auf.

Die Station Büsum zählt zu den ältesten Einrichtungen der DGzRS. Erstmals erwähnt wurde sie im Jahr 1866. In der Folgezeit sind von Büsum aus immer ausgesprochen leistungsstarke Einheiten zum Einsatz gekommen. Hierzu zählen beispielsweise das Motorrettungsboot ›Hindenburg‹ sowie die Seenotkreuzer ›Fritz Behrens‹ und ›Hans Hackmack‹. Von 1960 bis 1981 war hier übrigens die ›Rickmer Bock‹ stationiert, die noch heute im Büsumer Hafen als Museumsschiff besichtigt werden kann.

Quelle:  Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger

• Auf epilog.de am 8. Dezember 2012 veröffentlicht

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