FeuilletonJournalismus & Nachrichtenwesen

Das Reutersche Telegrafenbüro

Daheim • 8.8.1868

Voraussichtliche Lesezeit rund 13 Minuten.

Die Entstehung des Reuterschen Büros datiert schon aus dem Jahr 1849; damals wurde die erste Telegrafenlinie in Deutschland errichtet, die von Berlin nach Aachen führte. Aber das war nur ein kurzer Weg, nur bestimmten Staatszwecken dienstbar und an sich noch wenig geeignet, die Glieder der Völkerfamilie miteinander zu verbinden. Da kam Paul Julius Reuter, um die Korrespondenz zwischen dem Osten und Westen Europas zu beflügeln, auf den Gedanken, ein Vermittelungsbüro zu errichten und begann das Unternehmen so: er beförderte die in Verviers ankommenden Depeschen durch eine Taubenpost nach Aachen! Sechsfach wurden diese beflügelten Postillone bereitgehalten, damit, wenn einer oder der andere unterwegs verunglückte oder sich vom Weg verirrte, doch immer noch einige Tauben wenigstens mit ihrer geheimnisvollen Botschaft den Bestimmungsort erreichen sollten. Und höchst selten nur kamen nicht alle daselbst an. Von Aachen führte dann der Draht die Botschaft hin nach Berlin, von wo aus sie weiter ging nach Russland, Polen und dem ganzen Osten Europas, natürlich mit einem höchst bedeutenden Vorsprung vor den mit der Post beförderten Nachrichten. Denselben Weg, nur in umgekehrter Reihe, nahmen die Nachrichten, welche von Osten nach Westen, von Berlin nach Aachen, telegrafiert wurden, von da eine Taubenbeförderung nach Verviers erhielten und dann nach Frankreich und England weiter gingen.

Das Telegrafennetz wurde später weiter ausgedehnt, Verviers und Aachen wurden durch den Draht verbunden, auch von Valenciennes aus wurde eine Linie durch Frankreich nach Paris und weiter gelegt, und nun siedelte Reuter mit seinem Büro erst nach Wavrin, dann nach Valenciennes über. Zwischen diesen beiden Orten wurde der Depeschendienst durch Estafetten hergestellt, für welche Tag und Nacht gesattelte Pferde bereit standen und die Kuriere darauf warteten, eine Nachricht, die so eben das Ende des einen Drahtes verlassen, in fliegender Eile an den Anfang des anderen zu bringen. Viele Pferde, viele Boten mussten hier bereitgehalten werden, denn oft jagte eine Depesche die andere und keine duldete einen Aufschub, sollte nicht der Nutzen des Ganzen illusorisch werden.

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• Auf epilog.de am 28. Mai 2024 veröffentlicht

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