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Reise- und Luxuswagen im Wandel der Zeiten

Liebig-Sammelbilder • 1909

Voraussichtliche Lesezeit rund 5 Minuten.

Die Liebig-Sammelbilder waren Werbe-Beigaben zum gleichnamigen Fleischextrakt. Ab den 1870er Jahren entstanden mehrere tausend Motive zu allen nur erdenklichen Themen.

Diligence und englische Mail-Coach zu Ende des 18. Jahrhunderts.

Das Reisen im Postwagen hat heutzutage, wo das Eisenbahnnetz sich immer mehr ausbreitet, nicht mehr die frühere Bedeutung. Vor den Eisenbahnen war die Postchaise oder Diligence fast das einzige Verkehrsmittel. Die Reise war mit mancherlei Beschwerden verbunden infolge der Unbequemlichkeit des schweren, federlosen, direkt an die Radachsen angeschlossenen Wagenkastens und des oft recht schlechten Zustandes der Verkehrsstraßen. Bedurfte es doch oftmals 20 und mehr Pferde, um den Postwagen dem bodenlosen Schlamm zu entreißen. Die englische Mail-Coach allein hat sich, nicht nur in England, bis heutigen Tages erhalten, allerdings in veränderter, der Neuzeit angepasster Form für den Omnibusverkehr und als vornehmer Gesellschaftswagen für Jagdausflüge und Vergnügungsfahrten.

Galakarosse Ludwigs XIV. von Frankreich.

Ludwig XIV., der in Versailles sein glänzendes Hoflager hielt, stattete auch seinen Marstall mit äußerstem Luxus aus. Seine mit Gold, Purpur, Schnitzereien und kostbaren Stoffen überladenen Staatskarossen wurden vorbildlich für alle Höfe Europas und noch heutzutage dienen bei außergewöhnlichen Hoffesten Nachbildungen dieser schweren goldstrotzenden Krönungs- und Hochzeitswagen zur Entfaltung höfischen Pompes.

Reisewagen eines französischen Generals zur Zeit des ersten Kaiserreichs.

Der mangelhafte Postverkehr einerseits, das Luxusbedürfnis vornehmer Leute, sowie die Notwendigkeit häufiger Reisen anderseits machten vielfach den Besitz eigenen Fuhrwerks nötig. Der hier abgebildete Reisewagen eines Generals Napoleons I. zeigt den Typus derartiger Postchaisen zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Der Wagenkasten saß schon, um das furchtbare Stoßen zu mildern, auf stählernen Federn in sogenannter C-Form, allein weder diese, noch die Gurte, worin er außerdem hing, waren im Stande, die auf den holperigen Straßen häufig vorkommenden Stöße wesentlich abzuschwächen.

Postchaise zu Beginn des 18. Jahrhunderts.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war die Postchaise ein leichter Reisewagen für höchstens zwei Personen, zweirädrig, der Gabeldeichsel nach ursprünglich nur für ein Pferd bestimmt, jedoch gewöhnlich mit noch einem Beipferde bespannt, auf dem der Wagenführer ritt. Der Wagen war sehr hoch gebaut, da die schlechten Wege damals nicht selten durch Wasser und Sümpfe führten. Man stieg von vorn ein; hinter dem Wagenkasten, der in seinen Formen sehr an die Sänften des Rokoko erinnert, befand sich das Gepäck, wohl verschnürt und befestigt.

Wagen und Reisesänfte im 17. Jahrhundert.

Im mittleren Europa hat der Wagen im Laufe der Jahrhunderte die mannigfachsten Veränderungen erlebt, besonders die Pracht- und Luxusfuhrwerke, deren Form und Ausschmückung ganz vom Geschmack und Reichtum des Besitzers abhingen. Ein eigenartiges Exemplar eines Promenadenwagens ist der abgebildete Radwagen einer vornehmen Dame aus dem 17. Jahrhundert, der von mehreren Läufern mit Laternen begleitet wurde. Dahinter sieht man eine Reisesänfte oder sogenannte Litière, von zwei Pferden getragen. Dieses Transportmittel war schon im 15. Jahrhundert bekannt und wird noch heute in der Türkei als Maultiersänfte zur Reisendenbeförderung benutzt.

Luxushalbkutsche und englischer Kugelwagen von 1828.

Die beiden dargestellten Luxuswagen aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts, eine Halbkalesche als eleganter Promenadewagen auf Federn und Gurten, ferner der eigenartig geformte, geschlossene englische Kugelwagen zeigen schon recht vornehme Linien. Sie bilden bereits den Übergang zu unseren vielen modernen Wagentypen. Eigen und völlig charakteristisch ist ihnen nur noch das hohe Radgestell mit dem gegen heute übermäßig hochliegenden Wagenkasten.

• Auf epilog.de am 3. Dezember 2023 veröffentlicht

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