VerkehrSchifffahrt

Der Leuchtturm Roter Sand in der Wesermündung

von Regierungsbaumeister Walter Körte

Zentralblatt der Bauverwaltung • 2.1.1886

Voraussichtliche Lesezeit rund 19 Minuten.
Leuchtturm Roter SandAbb. 1. Leuchtturm Roter Sand.

Der Bau des in der Zeichnung (Abb. 1) dargestellten Leuchtturms Roter Sand, über welchen  hier bereits ausführliche Mitteilungen gemacht sind, ist am 23. Oktober 1885 beendet worden.

Der ›Roter Sand‹, hart an der offenen Nordsee gelegen, bildet eine bis auf etwa 5 m Tiefe abnehmende Verflachung der Wesermündung, welche das betonnte und von Schiffen von mehr als etwa 3 – 4 m Tiefgang innezuhaltende Fahrwasser derselben in zwei Arme, die alte und die neue Weser spaltet. Es handelte sich bei dem Bau bekanntlich in erster Linie um die Gründung des Turms in etwa 8 m Niedrigwassertiefe, und zwar an einer Stelle, welche wegen der ungeminderten, durch den Widerstreit der Strömungen eher noch gehobenen Kraft des bei südwestlichen bis nordöstlichen Winden hereinlaufenden Seeganges sehr übel berüchtigt ist. Wie verheerend die Gewalt eines schweren Sturms hier wirkt, dafür bietet das Scheitern des ersten im Jahr 1881 unternommenen Gründungsversuches am 13. Oktober desselben Jahres einen bedauernswerten Beleg. Über die Geschichte dieses Unternehmens ist  hier berichtet worden. Die dort ausgesprochene Ansicht, dass der Grund des Misserfolgs lediglich in einer Verkettung widriger Umstände zu suchen, der dem Entwurfe zugrundeliegende Gedanke indessen ein durchaus gesunder sei, hat sich vollkommen bewahrheitet, wie denn ein Zweifel daran bei den Trägern des Gedankens nicht obgewaltet hat. Davon zeugt die Tatkraft, mit welcher das zweite Unternehmen auf Veranlassung des Tonnen- und Bakenamts in Bremen ins Werk gesetzt wurde.  Hier findet sich der demselben zu Grunde gelegte zweite Entwurf des Baurat Hanckes in Bremerhaven ausführlich geschildert. Die sich im wesentlichen nur auf die Einrichtung des Oberbaues erstreckenden Änderungen, welche während der Bauausführung an diesem Entwurfe beliebt worden sind, werden später erläutert werden.

Am 26. Mai 1883 wurde die Ausfahrt des in Abb. 2 u. 3 dargestellten Senkkastens unternommen. Fast 45 Stunden musste das von dem Barsenmeister Sellmann geführte Geschwader, bestehend aus dem Senkkasten, vier Schleppdampfern (welche vereint denselben zeitweilig trotz Anker gegen den Ebbestrom kaum zu halten vermochten) und einigen anderen Fahrzeugen, auf halbem Weg bei schlanker nördlicher Brise und Gewitterböen abwettern. Erst am 28. Mai früh wurde die Fahrt fortgesetzt. Der schwimmende Senkkörper, gestützt von den beiden Schwimmblasen, bewährte sich in dem verhältnismäßig bewegten Wasser vortrefflich und arbeitete nur wenig. Auch die Absenkung erfolgte durch sorgfältig geregeltes Öffnen der (bei q angedeuteten) Einlassventile so glücklich, dass auf dem Senkkasten selbst nur schwache Stöße zu merken waren, als derselbe Grund fasste.

Weiterlesen mit
epilog.de

Werde epilog.plus-Mitglied und Du bekommst

  • Zugriff auf exklusive Beiträge wie diesen
  • PDF-Versionen und/oder eBooks von ausgewählten Artikeln
  • weniger Werbung und dafür mehr historische Bilder und alte Reklame

und Du hilfst uns, noch mehr interessante Beiträge zur Kultur- und Technikgeschichte zu veröffentlichen.

Ich bin bereits Mitglied und möchte mich anmelden.

Bei epilog.plus auch verfügbar als:

eBook
Der vollständige Beitrag ist enthalten in:
Mitten im Watt entstand 1854 – 56 der Leuchtturm auf der Sandbank ›Hohe Weg‹. 30 Jahre später wurde dann am ›Roter Sand‹ das erste Offshore-Bauwerk der Welt errichtet. Hier schildern die verantwortlichen Baumeister aus erster Hand, wie sie noch nie dagewesene Herausforderungen meistern mussten und den Launen der Nordsee getrotzt haben.
  PDF-Leseprobe € 12,90 | 80 Seiten | ISBN: 978-3-7519-2217-3

• Auf epilog.de am 19. Mai 2023 veröffentlicht

Reklame