Holzschlitten in den Vogesen

Die Vogesen, jener westliche Ausläufer der großen Alpenkette, sind ein Gebirgszug, welcher einen ungemein energischen Reiz in seinen kühn geformten und mit dunklen Nadelwäldern bewachsenen Bergen besitzt. Der Hauptreichtum der Vogesen sind die verschiedenen weichen Holzarten, welche aus den Kuppen und Hängen wachsen. Hierin, wie in ihrem ganzen Charakter, ihren Produkten, dem Charakter ihrer Bewohner u. dgl., sind die Vogesen das Seitenstück zum Schwarzwald, nur mit dem Unterschied, dass diese weder so besiedelt, noch so gewerbereich, noch in forstlicher Hinsicht so gut und sorglich bewirtschaftet sind.

Wie im Schwarzwald so geschieht auch in den Vogesen der Transport des Scheiter- oder Klafterholzes aus den steilen Berghalden herab, wo es geschlagen und ausgeklaftert ward, an die fahrbaren Waldwege oder flößbaren Bäche durch das sogenannte Schlitten des Holzes.

In welcher Weise dieses Schlitten geschieht, das zeigt unser Bild am deutlichsten. Ein Schlitten, beladen mit einem Holzstoß im Gewicht von 20 – 40 Zentnern, wird von dem stämmigen Holzknecht nur mittelst des Gewichts seines eigenen Körpers und der beiden aufrecht stehenden Enden (Schwingen) der Schlittenläufe gelenkt und auf den rauesten Waldpfaden an den steilsten Hängen heruntergeschafft.

Ist dann die Fahrt glücklich vollendet, wozu ein nicht gewöhnliches Maß von Kraft, Besonnenheit und Übung von Seiten dieser riesenstarken Männer gehört, so nimmt der Holzknecht seinen schweren Schlitten auf den Rücken und steigt wieder den jähen Pfad, den er so eben befahren, hinan bis zu den aufgesetzten Waldklaftern, füllt den Schlitten von neuem und leitet seine schwere Last herab. Diese Leute arbeiten im Akkord, d. h. sie erhalten je nach Maßgabe der Länge und Steilheit des Schlittenweges eine Vergütung von so und so viel per Klafter des heruntergeschlitteten Holzes, und arbeiten daher mit einer riesigen Energie, um sich einen nach städtischen Begriffen ungemein bescheidenen täglichen Erwerb zu erringen.