Verkehr – Nahverkehr
Umsteigeverkehr
Von Hans Dominik
Die Woche • 4.9.1915
Das alte verkehrstechnische und viel umstrittene Problem des Umsteigeverkehrs hat gegenwärtig durch die beabsichtigten Tarifänderungen der Großen Berliner Straßenbahn wieder besondere Aktualität erlangt, und es verlohnt sich wohl, sich einmal näher damit zu befassen. Eine vollständige und objektive Würdigung der Vorzüge und Schattenseiten des Umsteigeverkehrs wird in gleicher Weise psychologische und technische Umstände und Verhältnisse in die Rechnung stellen müssen. Vom Psychologischen zunächst einmal die Tatsache, dass die Bequemlichkeit eine tiefeingewurzelte menschliche Eigenschaft ist, dass der Fahrgast im Durchschnitt keinen Wert darauf legt, seinen Platz zu verlassen und den Wagen zu wechseln, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Diese Erfahrung konnte man schon seit vielen Jahren auf unseren Vollbahnen machen, auf denen sich die sogenannten durchgehenden Wagen seit jeher großer Beliebtheit erfreuen. Es mag als Beispiel nur der berühmte Wagen Berlin – Meran genannt werden, der in Bozen vom Zug nach Rom abgekoppelt und an den Meraner Lokalzug gehängt wird. Man sollte meinen, dass jemand, der von Berlin bis Bozen bereits 24 Stunden im Zug gesessen hat, ganz gern einmal umsteigen möchte, aber nach den Erfahrungen der Praxis ist das Gegenteil der Fall.
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