Forschung & Technik – Technik
Elektrisches Fernsehen
Von Hans Dominik
März - eine Wochenschrift • 7.9.1912
Im Jahr 1880 brachte das bekannte englische Witzblatt Punch ein originelles Bild. Da war ein altes Ehepaar dargestellt, wie es in einem auf die Wand des Wohnzimmers projizierten Bilde seine in Indien lebenden Kinder Ball spielen sieht und sich gleichzeitig mit ihnen durch das Telefon unterhält. Jenes Bild war zweifellos durch die damals noch funkelnagelneue Erfindung des Telefons veranlasst worden. Man hatte ja eben die Reichweite der menschlichen Sprache und des menschlichen Ohres durch Mikrofon und Telefon mit Hilfe der Elektrizität auf unglaubliche Entfernung verlängert. Da lag also für ein Witzblatt, dessen Beruf die Karikatur, die Übertreibung ist, der Gedanke wohl nahe, etwas Ähnliches für das andere edele Sinnesorgan des Menschen, das Auge, vorauszusagen.
Wie nun aber Professor B. Glatzel im Handbuch der Phototelegrafie und Telautografie erzählt, sollte dies scherzhafte Bild den Anstoß zu ernsthaften wissenschaftlichen Arbeiten geben. Noch im Jahr 1880 teilten die englischen Physiker Ayrton und Perry der Times und der Nature mit, dass diese Fantasiezeichnung keineswegs etwas absolut Unmögliches darstelle, und bereits im März 1881 führten sie einen Demonstrationsapparat vor, der im Einzelnen noch grob primitiv, doch immerhin die Richtigkeit dieser Anschauung erkennen ließ. Seit jener Zeit hat man nicht wieder aufgehört, am Problem des elektrischen Fernsehens zu arbeiten und wenn man heute von der Erreichung des gesteckten Zieles auch noch ein gutes Stück entfernt ist, so sind die Fortschritte und einzelnen Erfolge doch unbestreitbar.
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