Forschung & Technik – Technik
Die Schätze der Luft
Plauderei von Hans Dominik
Die Woche • 9.12.1905
Bekanntlich hat bereits vor mehr als hundert Jahren der selige Freiherr von Münchhausen vorgeschlagen, aus der Luft Ziegelsteine zu pressen und zu billigen Preisen auf den Markt zu bringen. Wir wissen nicht, was aus dieser Sache geworden ist, aber jedenfalls werden die Papiere des besagten Unternehmens nicht mehr an der Börse gehandelt. Dafür ist aber die moderne Technik der atmosphärischen Luft auf ihre Weise zu Leibe gegangen und hat es wohl verstanden, ihre Schätze zu heben und nutzbar zu machen.
Unsere atmosphärische Luft besteht zum weitaus überwiegenden Teil aus Stickstoff und Sauerstoff. Der Stickstoff ist in der Form, in der ihn die Luft enthält, ein träger und unleidlicher Geselle. Als chemisch indifferentes Gas treibt sich der freie Stickstoff seit unvordenklichen Zeiten im Luftmeer umher und will durchaus keine Verbindung eingehen, obwohl wir den chemisch gebundenen Stickstoff, sei es als Ammoniakverbindung, sei es als salpetersaures Salz, so dringend benötigen, obwohl die Pflanzen unserer Felder nach diesen Stickstoffverbindungen hungern, und obwohl die deutsche Landwirtschaft für die Einfuhr solcher Stoffe alljährlich hundert Millionen Mark an das Ausland zahlt.
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