Forschung & TechnikTechnik

Arbeiten am Meeresgrund

Das Neue Universum • 1880

Voraussichtliche Lesezeit rund 14 Minuten.

Wie dem Vogel der blaue Äther und dem Fisch die grünliche Wasserflut, so ist dem Menschen die Erdoberfläche als Aufenthaltsort bestimmt. Zur Bewegung auf dieser sind seine Organe eingerichtet, hier findet er seine Nahrung, hier das Obdach, welches ihm vor den Unbilden der Witterung Schutz gewährt. Aber wenn der Bau seines Körpers dem Menschen für seinen Aufenthalt ganz bestimmte Schranken zieht, die ohne Schaden für Gesundheit und Leben für gewöhnlich unüberschreitbar sind, so ist es doch dem menschlichen Geist gelungen, die Höhen der Luft wie die Tiefen des Wassers sich zugänglich zu machen. Noch stehen wir zwar in dieser Beziehung erst am Anfang, noch sind es eigentlich erst wenige Schritte, die der Mensch in den blauen Äther hinaus und in die Tiefen der Wasserflut hinab gewagt hat; aber die menschliche Intelligenz wird nicht rasten, der Scharfsinn der Erfinder wird nicht ruhen, bis der Mensch mit dem Adler um die Wette segelt und den Fisch in der Flut schwimmend überholt.

Nun wollen wir die Mittel und Wege betrachten, die dazu dienen, in die schweigenden Tiefen des Wassers hinab­zudringen und sich aufzuhalten unter der finsteren Brut der Abgründe, die das rosige Licht der Sonne flieht.

Das einfachste aber auch beschränkteste und gefahrvollste Verfahren ist das unmittelbare Tauchen unter dem Wasserspiegel. Schon die ältesten Menschen müssen darauf gekommen sein, und in der Tat übt es, in gewissem Grad jeder Schwimmer, der sich von einer großen Höhe in die Flut stürzt. Der erste Taucher, dessen die Geschichte gedenkt, war ein Bewohner der Stadt Skione in Mazedonien mit Namen Skyllias. Er brauchte seine Kunst zur Hebung von Schätzen, die beim Schiffbruch persischer Fahrzeuge am Pelion verloren gegangen waren. Die Phönizier kannten das Verfahren ebenfalls und wir hören, dass Taucher die Arbeiten zerstörten, welche Alexander der Große bei der Belagerung von Tyrus vor dem Hafen dieser Stadt ausführen ließ. Auch sonst im Altertum wird der Arbeit von Tauchern vielfach erwähnt, stets aber führen dieselben ihre Aufgabe einfach dadurch aus, dass sie sich auf den Boden des Gewässers hinablassen und dort so lange verweilen, als sie eben ohne Atem zu schöpfen aushalten können. Dieses Verfahren wird auch noch jetzt an einigen Stellen von den Perlenfischern eingehalten.

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• Auf epilog.de am 11. Februar 2025 veröffentlicht

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