U-Bahn in Berlin
Grundwasser-Absenkungen für den Untergrundbahnbau in Berlin und Umgegend
1917
Schöneberger Untergrundbahn
Bekanntlich weist infolge ungünstiger geologischer Verhältnisse der Berliner Baugrund bereits in geringerer Tiefe, durchschnittlich rd. 3 – 4 m unter der Straßenoberfläche, Grundwasser auf, worauf bei allen Tiefbauarbeiten entsprechende Rücksicht zu nehmen ist.
Abb. 1. Leitungsnetz der Wasserhaltung in der Tunnelbaugrube der Motzstraße.Das frühere Gründungsverfahren, das darin bestand, dass man nach Einfassung der Baugrube mit Spundwänden in den derart abgeschlossenen Raum Beton schüttete und dann das Wasser herauspumpte, oder dass man das Bauwerk auf eingerammten Pfählen hoch führte, oder auch eiserne oder gemauerte Brunnen zur Absenkung brachte, kommt heute fast gar nicht oder doch nur in selteneren Fällen zur Ausführung, da man in der modernen Grundwasserabsenkung ein bedeutend wirtschaftlicher arbeitendes Verfahren gefunden hat.
Für die in den Jahren 1908 bis 1910 erbaute Schöneberger Untergrundbahn, die eine Länge von rd. 3 km aufweist, mussten fast 1,5 km durch Grundwassersenkung trockengelegt werden. Der höchste Stand des Grundwassers war am Nollendorfplatz – dem Ausgangspunkt der Bahn – mit den angrenzenden Straßenzügen durch die Motzstraße bis zum Viktoria-Luise-Platz, ermittelt worden. Am Nollendorfplatz liegt der Tunnel infolge der geplanten Erweiterungsstrecke nach Berlin und der bereits bestehenden Baulichkeiten der Berliner Hoch-und Untergrundbahn besonders tief. Bei einem Grundwasserstand von rd. 3 m unter Flur liegt die Tunnelsohle 10 m unter der Straßenoberfläche, so dass der Wasserspiegel über 7 m abgesenkt werden musste. Abb. 2. Pumpstelle in der Tunnelbaugrube der Motzstraße, bestehend aus zwei Maschinensätzen mit je einem Elektromotor und einer dazu gehörigen Kreiselpumpe. Dies geschah in zwei Staffeln von 4 m und 3,5 m Tiefe. Während des Betriebs der unteren Staffel wurde die obere ausgeschaltet und als Reserve in Bereitschaft gehalten. Beim Abbau wurde die obere Staffel wieder in Betrieb gesetzt. Die übrigen Strecken wurden mit einstaffligen Anlagen trockengelegt, da es sich um Absenkungstiefen von nur 2 – 3 m handelte.
Für die Ausführung, die durch Siemens & Halske erfolgte, waren 204 Stück normale, 10 m tiefe Rohrbrunnen von 150 mm Durchmesser und 59 Stück Tiefbrunnen mit Dreikolbenpumpen erforderlich. Die Saugleitungen von 150 – 250 mm Durchmesser besaßen eine Länge von 1250 m.
An Abflussleitungen waren rd. 1450 lfd. m guss- und schmiedeeiserne Rohre von 300 mm bis 450 mm Durchmesser sowie 600 m offene Holzrinnen erforderlich. Zum Absaugen dienten an Maschinenanlagen: ein Baukraftwerk mit drei Heißdampf-Verbund-Lokomobilen von zusammen 180 PS Normalleistung und 220 PS höchster Dauerleistung; ferner drei Gleichstromerzeuger von 700 – 750 Volt mit einer Leistung von zusammen 160 kW. Als Reserve diente ein elektrischer Anschluss an das Kabelnetz des Elektrizitätswerks Südwest.
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