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Führerlose Akkumulatoren-Lokomotiven

BEW-Mitteilungen • Mai 1913

Auf verschiedenen Gruben ist neuerdings eine Streckenförderung mit führerlosen Akkumulatoren-Lokomotiven in Anwendung, die sich durch ihre Betriebssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Einfachheit auszeichnet.

Führerlose Akkumulatoren-LokomotiveFührerlose Akkumulatoren-Lokomotive auf dem Fabrikgrundstück der Akkumulatorenfabrik A.-G., Oberschöneweide.

Diese Akkumulatoren-Lokomotiven sind mit einer selbsttätigen Vorrichtung versehen, die nicht nur, dem Betriebsbedürfnis entsprechend, die Lokomotive an vorher bestimmbaren Punkten in Bewegung setzt und wieder anhält, sondern sie auch zum Stillstand bringt, sobald sich irgendein Hindernis auf dem Gleise findet oder die Fahrstrecke nicht frei ist.

Diese interessante Vorrichtung (s. Abb.), die einen Führer völlig entbehrlich macht, ist folgendermaßen konstruiert. Der an der Vorderseite über die Lokomotive hinausragende Bügel ist auf einen Schlitten zurückfedernd geführt, so dass er sich, wenn er auf ein Hindernis stößt, bis zum Puffer hineinschiebt; hierdurch wird der Batteriestrom unterbrochen, der Motor als Dynamo geschaltet, kurzgeschlossen und somit eine kräftige Bremswirkung erzielt. Laden der führerlosen Akkumulatoren-Lokomotive.Laden der führerlosen Akkumulatoren-Lokomotive. Ist das Hindernis beseitigt, so schiebt sich der Bügel wieder heraus und setzt selbsttätig die Maschine von neuem in Gang. Will man der Lokomotive umgekehrte Fahrtrichtung geben, so kann der Bügel, da er in der schlittenartigen Führung drehbar gelagert ist, herumgeklappt und nach der andern Seite herausgezogen werden. Diese Vorrichtung ist so empfindlich, dass der Zug schon beim Anfahren einer Person durch den Bügel zum Stillstand kommt.

Die Leistung einer solchen kleinen Lokomotive beträgt bis zu 70 t/km in einer achtstündigen Schicht. Mit einer Batterieladung kann eine Strecke von 10 km zurückgelegt werden. Die Batterien sind durch einen besonderen Ladetisch in wenigen Minuten auswechselbar. Infolge der Entbehrlichkeit eines Führers sind selbst bei kurzen Strecken und bei geringer Fördermenge mit nur 10 bis 16 angehängten Wagen die Betriebskosten gering.

Mit dieser eigenartigen Lokomotive ist ein völlig automatisches Weichenstell- und Blockiersystem verbunden, das derart sinnreich gebaut ist, dass auch die Wettertüren von der Lokomotive selbst geöffnet und geschlossen werden.

Die bisher auf einer Reihe von Zechen eingeführten Lokomotiven würden sich auch für Ziegelei- und ähnliche Betriebe eignen.

• Auf epilog.de am 19. März 2021 veröffentlicht

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