Berliner Brücken

Neuere Brückenbauten der Stadt Berlin

Die Friedrichsbrücke

Zentralblatt der Bauverwaltung • 3.8.1895

Voraussichtliche Lesezeit rund 8 Minuten.

Die Brücke vermittelt den sehr lebhaften Verkehr über den Hackeschen Markt und die Neue Friedrichstraße nach dem Lustgarten und den Linden zu. Infolge der in ihrer unmittelbaren Nähe gelegenen Börse ist der Fahrverkehr über sie in den Mittagsstunden ganz besonders rege. Die Brücke hat mancherlei Schicksale gehabt. Sie wurde 1719 zuerst unter Friedrich Wilhelm I. als hölzerne Jochbrücke erbaut und bekam den Namen ›Große Pomeranzen­brücke‹. 1769 wurde sie von Boumann dem Älteren in Stein umgebaut; sie erhielt sieben Gewölbe aus Backstein, einen Schiffsdurchlass und ein eisernes Geländer. 1792 wurde sie wieder umgebaut, bei welcher Gelegenheit ihr der Name ›Neue Friedrichs­brücke‹ beigelegt wurde. An die Stelle dieser Steinbrücke trat die 1822 – 23 erbaute kürzlich abgebrochene Brücke. Die Gewölbe zwischen den Pfeilern wurden nämlich damals herausgeschlagen und durch gusseiserne Sprengwerkbogen ersetzt, ein Fall, der vielleicht einzig in der Geschichte des Brückenbaus dasteht. Die Brücke hatte eine Länge von 74,6 m und eine Breite von 10 m. Jede Öffnung war mit acht aus je zwei Teilen zusammengesetzten gusseisernen Bögen überdeckt, deren Rippen einen geviert­förmigen Querschnitt von 23 mm Seite hatten; quer über diesen Bögen lagen gusseiserne versteifte Deckplatten, welche die gepflasterte Fahrbahn und die eisernen Fußsteige trugen. Die Kosten dieses Umbaues sollen 180 000 Mark [rd. 4,5 Mill. € in 2024] betragen haben. Im Jahr 1873 erwies sich in Rücksicht auf den gesteigerten Verkehr eine Verbreiterung der Brücke notwendig. Diese wurde stromabwärts ausgeführt und betrug 6,3 m. Gleichzeitig war man bedacht, der Brücke eine würdigere architektonische Ausstattung zu geben. Dieses Bauwerk nun musste aus Anlass der Vertiefung der Unterspree, wie sie infolge der Kanalisierung des Flusses vorgenommen wurde, abgebrochen werden, da einerseits die Höhenlage des Grundmauerwerks eine solche Vertiefung nicht vertrug, anderseits die geringe Weite und Höhe der Öffnungen dem Schiffsverkehr nicht genügte.

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• Auf epilog.de am 29. August 2025 veröffentlicht

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