Verkehr – Eisenbahn
Eine neue Art amerikanischer
Eisenbahn-Personenwagen
Zentralblatt der Bauverwaltung • 17.10.1885
Die Pennsylvania-Eisenbahngesellschaft hat seit etwa 6 Monaten auf ihren Hauptlinien eine neue Art von Personenwagen in Betrieb gestellt, welche den Namen Erkerfensterwagen (Bay-Window Parlor Cars) führen. Wie aus der beigefügten Grundrisszeichnung ersichtlich, sind die Langseiten eines solchen Wagens vollständig in Fensterflächen zwischen zierlichen Stützen aufgelöst, und zwar so, dass je drei Fenster zusammen eine gebrochene Ecke bilden, einem flachen Erker ähnlich.
Die Vorzüge dieser eigentümlichen Gestaltung bestehen darin, dass das der Bewegungsrichtung entgegengesetzte Fenster einer Erkergruppe vollständig geöffnet werden kann, ohne dass die Reisenden durch Zugluft oder Ruß belästigt werden, und dass jede der drei in einem solchen Erker sitzenden Personen einen vollständig freien Ausblick hat.
Als eine weitere erwähnenswerte Neuerung und Verbesserung gegenüber den bisher gebräuchlichen Pullmanschen Saalwagen ist es anzusehen, dass die Armsessel nicht auf dem Fußboden befestigt sind, sondern beliebig verrückt werden können, dass ferner eine besondere Abteilung für Reisende, welche eine größere Abgeschlossenheit wünschen, vorgesehen, und dass auch die Raume für Herren nicht offen am Gange liegen, sondern angemessen in ein besonderes kleines Gemach verlegt sind. Ein solcher Wagen fasst im ganzen 30 Personen, während die älteren Pullmanschen Saalwagen Raum für 32 bis 36 Reisende bieten.
Die innere Ausstattung der Wagen ist mit künstlerischem Geschick und großer Gediegenheit in allen Einzelheiten ausgeführt. Gegenwärtig laufen 16 Wagen dieser Gattung auf den genannten Bahnlinien und sie erfreuen sieh der zunehmenden Gunst des reisenden Publikums. Der Fahrpreis ist der gleiche, wie für die gewöhnlichen Pullman-Wagen. Gebaut werden sie in den eigenen, in der Stadt Altoona befindlichen Werkstätten der Pennsylvania-Eisenbahngesellschaft.
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