Handel & Industrie – Fabrikation
Eine deutsche Schiffswerft
Daheim • Februar 1865
Eins der bedeutendsten Schiffsbauetablissements auf dem Kontinent – in seiner Anlage jedenfalls wohl das großartigste – ist die Werft des Herrn R. C. Rickmers in Geestemünde, gegründet in den Jahren 1855 – 57.
Rickmers, der als junger Mann ohne Vermögen von Helgoland bald nach Gründung von Bremerhaven dorthin gekommen war, hat sich durch seine Energie, seine Tätigkeit und seinen Unternehmungsgeist zu einem der ersten Schiffsbaumeister und einem der bedeutendsten Reeder von Bremen emporgeschwungen. Seine Schiffe befahren alle Meere des Erdkreises und tragen weit umher den Ruhm deutscher Arbeit, deutscher Industrie.
Bereits ehe er die Werft in Geestemünde gründete, über die ich den geneigten Leser mir zu folgen bitte, betrieb er die Schiffsbauerei in Bremerhaven mit ungemein günstigem Erfolg. Der Platz aber war zu eng für großartige Unternehmungen, und da kein Raum vorhanden war, denselben auszudehnen, erwarb Rickmers im Jahr 1855 ein Terrain von nahezu 80 000 m², zu dem neuentstehenden Hafenort Geestemünde gehörend, durch eine Krümmung der Geeste an zwei Seiten vom Wasser umflossen.
Da wurde es bald lebendig auf der grünen Wiese; Hunderte von Maurern und Zimmerleuten schafften von früh bis spät, ein neues Feld wurde dem Gewerbebetrieb eröffnet und der Landwirtschaft entrissen; wo bislang Jahr für Jahr Kühe und Pferde geweidet, wo das Heu in großen Fudern zu den naheliegenden Orten gefahren war, sollten bald die Schornsteine der Fabriken dampfen, die Räder der Maschinen sich drehen und Hammer, Beile und Sägen in den Händen der fleißigen Arbeiter mit betäubendem Geräusche Kunde geben vom Sieg der Industrie.
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