Forschung & Technik – Erfindungen & Patente
Ein neuer Kinematographen-Apparat
Das Neue Universum • 1898
Die Vorführung lebender Bilder mittelst des Kinematographen sind schon derart bekannte Dinge, dass kaum etwas Neues hierüber mehr gesagt werden kann. Hingegen dürften sich viele Leser, und insbesondere solche, die das Fotografieren als Liebhaberei betreiben, dafür interessieren, wie die Bilder für den Kinematographen entstehen.
Die Aufnahme einer Reihe (Serie) von Bewegungsbildern erfolgt seit mehreren Jahren schon nicht mehr mittelst eines Apparates allein, sondern mit Hilfe einer Anzahl von Momentapparaten (meistens bis zu 24 solcher), die durch eine elektrische Leitung miteinander in Verbindung stehen, und deren Tätigkeit beginnt, sobald der offengehaltene Strom geschlossen wird. Durch verschiedene Hilfsinstrumente kann die Aufnahmezeit der jedesmaligen Bewegungsart des abzubildenden Objektes angepasst und die Dauer der ganzen Bewegung wie auch die Länge der zwischen jeder Aufnahme liegenden Intervalle geregelt werden.
Einen neuen, vom ebenbeschriebenen Verfahren gänzlich abweichenden Apparat hat F. Jenkins erfunden. Die Aufnahmen werden mit dem äußerst sinnreich konstruierten Apparat in fortlaufender Reihe auf einem durchsichtigen, bandförmigen Film, erzeugt, der äußerst lichtempfindlich präpariert ist und sich bei stets gleichmäßiger Bewegung abrollt. Zur näheren Informierung über die hierbei stattfindenden Vorgänge, an der Hand nebenstehender zwei Abbildungen, entnehmen wir der Beschreibung des Scientific American folgendes:
Der von einem kameraähnlichen Kasten umschlossene Apparat (Fig. 2) trägt zur Aufnahme einer Bilderserie am Vorderende einer Achse die drehbare Scheibe C, auf der in gleichen Abständen zwanzig kleine Objektive eingelassen sind, am entgegengesetzten Ende der Achse befindet sich eine konische Übersetzung, die in das Rad D greift und den an demselben aufliegenden, perforierten Filmstreifen am Objektive vorbeiführt. Der auch über die Trommel A gleitende Film rollt sich parallel zu den Objektiven und in bestimmter Entfernung von denselben ab, so dass die Achse des Scheibenrads mit der nämlichen Geschwindigkeit rotiert, mit welcher der Filmstreifen vorbeizieht und daher auf letzteren immer nur ein Objektiv seine Lichteinwirkung zu äußern vermag.
Genau dieser Stelle gegenüber befindet sich in der Kastenwand die Öffnung, die den Lichtstrahlen zum Objektiv den Zutritt gewährt. Dieser Lichtzutritt kann mittelst der Diaphragmenscheibe E, wie solches auch bei den andern fotografischen Apparaten der Fall ist, beliebig verringert werden. Durch das Rotieren der Objektive und das in gleichem Zeitmaß stattfindende Vorüberziehen des Filmstreifens entsteht die Reihenfolge der Aufnahme mit den ebenfalls gleichbleibenden Unterbrechungen (Intervallen) zwischen denselben. Das Riemenrad M, das mit der Trommel R in Verbindung steht, in der sich der Filmstreifen bewegt, und mithin auch der ganze Apparat, wird durch eine außen am Kasten angebrachte Kurbel in Tätigkeit versetzt.
Selbstverständlich bestehen diese Aufnahmen aus Negativen, von denen daher positive Bilder erzeugt werden müssen. Dieses geschieht mittelst des in Fig. 1 dargestellten Apparates, wobei wieder die perforierten Filmstreifen zur Verwendung gelangen. Sämtliche hierbei vorkommenden Operationen können nur in einem mittelst indifferentem, rotem Licht erhellten Raum stattfinden.
Der lichtempfindlich gemachte Filmstreifen befindet sich auf der Spule P, und aus demselben, in innigen Kontakt mit diesem gebracht, der an der Spule A aufgerollte Negativstreifen, während sich bei der Notation von P und A ersterer in der angedeuteten Pfeilrichtung an der Spule B, der andere hingegen gleichzeitig bei N aufwickelt. Beide passieren hierbei die durch ein Glühlicht beleuchtete Laterne L und bei dem Austritt aus letzterer das Rad M, dessen Zähne in die korrespondierende Perforierung beider eingreifen. Dieses Rad wird durch ein Uhrwerk und letzteres mittelst eines Elektromotor in Bewegung gesetzt, wodurch die Belichtungszeit aller Bilder des Streifens von gleicher Dauer ist. Um die in dieser Weise erhaltenen Positive zu entwickeln, läuft der belichtete Streifen von B über eine rotierende Trommel, deren Peripherie in das Entwickelungsbad taucht.