Verkehr – Eisenbahn
Die Gotthardbahn
Das Neue Universum • 1882
Ein rascher Verkehr der Länder und Städte untereinander ist in der neueren Zeit ein unabweisbares Bedürfnis geworden. Entfernungen, die jetzt in wenigen Stunden oder Tagen zurückgelegt werden, wurden früher von der Postschnecke, von Lastwagen, Reitern und Fußwanderern in kaum ebenso vielen Wochen durchmessen. Gebirge und Flüsse trennten Länder und vermehrten die Entfernung; und nun gar die Meere!
Aber bleiben wir auf dem festen Land. Das Altertum kannte zum Reisetransport nur Sklaven und Lasttiere. Die Wege waren nur Pfade; Straßen wurden erst durch die Bedürfnisse der Kriegskunst hervorgerufen. Wie sollten größere Militärmassen ohne Straßen vorwärtsgebracht werden? Aber auch diese ließen oft viel zu wünschen übrig. Die römischen Straßen in Deutschland – es haben sich viele derselben mehr oder weniger vollkommen erhalten – waren höchst roh gepflastert und so uneben, dass dadurch vielfach Hindernisse in der Bewegung entstanden. Aber noch viel schlechter waren die Straßen in den späteren Jahrhunderten, selbst bis in das vorige; erst gegen Ende desselben wurden bestimmte, durch Gesetze geregelte Normen für ihren Bau aufgestellt. Man suchte die Straßen zu befestigen, um zu vermeiden, dass das Fuhrwerk bei nassem Wetter im Schlamm versinke und steckenbleibe, oder bei trockenem Wetter durch die festgewordenen tiefen Gleise am Fortkommen gehindert werde. Um die Stockung so viel wie möglich zu vermindern, wurden die Straßen mit Steinen gefestigt; besser noch gelang dies durch das Niederlegen von Längshölzern, und endlich, lange vor der Erfindung der Lokomotive, wurden Eisenschienen gelegt, auf denen das Fuhrwerk mit geringster Reibung vorwärts bewegt wurde. Allerdings waren diese ersten Eisenbahnen nur auf wenige Bergbaudistrikte beschränkt, aber ihre Erfindung war insofern von der größten Bedeutung, als ohne dieselben die spätere Erfindung der Lokomotive wesentlich von ihrem Wert verloren haben würde.
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