Verkehr – Schifffahrt
Der elektrische Leuchtturm am ›Höllentor‹ bei New York
Die Gartenlaube • 1885
In der Geschichte der Sprengtechnik und der Elektrizität ist der Name Hell Gate (Höllentor) schon einmal ruhmreich genannt worden. Hier, an jener klippen- und felsenreichen Passage, die den Schiffen den Zugang zu dem Welthafen von New York erschwerte, feierten vor einigen Jahren der elektrische Funke und das Dynamit einen seltenen gemeinschaftlichen Triumph. Damals galt es, die gefährlichen Felsen, an denen viele Schiffe gestrandet waren, aus dem Weg zu räumen, und am 24. September 1876 fand die berühmteste aller Sprengungen wirklich statt. In den unterminierten Felskörper brachte man 50 000 Pfund Dynamit in 3680 Patronen, und von jeder Patrone führte eine elektrische Leitung zu einer Batterie, damit alle mit einem Schlage entzündet werden konnten. Ein Kind drückte auf den Knopf der elektrischen Leitung, und unter dampfgrollendem Donner sank die Felsenmasse in den Grund des Meeres; das Höllentor hat seit jenem Augenblick viel von seinem früheren Schrecken verloren.
Aber ganz ungefährlich ist die Passage auch heute nicht. Namentlich in der Nacht droht noch manche Klippe den aus- und einfahrenden Schiffen. Auch diese letzte Gefahr sollte beseitigt werden, und wiederum war die Elektrizität berufen, dabei zu helfen.
Aus Hallet’s Point, unweit des Städtchens Astoria, erhebt sich seit vergangenem Herbst der neue elektrische Leuchtturm, einer der größten der Welt. Seine Konstruktion ist äußerst einfach, das schlanke eiserne Gerüst steigt pyramidenförmig bis zu der Höhe von 250 Fuß empor und trägt an seiner Spitze die elektrischen Lampen, die zusammen das Licht von 54 000 Kerzen weit über die Wogen des Sundes ausstrahlen. Der East River ist nunmehr in der Nacht taghell erleuchtet, und das nahe gelegene Städtchen Astoria erfreut sich einer ewigen Mondscheinnacht, zu der ihm die neun Riesenlampen des neuen Leuchtturms verhelfen, gleichviel ob der Himmel klar ist oder von dichten Wolken verhangen.