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Bogie Heilmann

Das mechanische Pferd

Allgemeine Automobil-Zeitung • 7.1.1900

Wir führen hier im Bild ein sehr interessantes automobilistisches Vehikel vor, welches von seinem Konstrukteur, dem bekannten Erfinder der elektrischen Lokomotive, Ingenieur Heilmann, nicht mit Unrecht ›Le cheval mécanique‹, das mechanische Pferd, genannt wird. In Paris heißt dieser sechsrädrige Wagen Bogie (Drehgestell) Heilmann. Wie man sieht, eigentlich ein gewöhnlicher Wagen, dem man die Vorderräder weggenommen hat, um ihn sodann mit einem vierrädrigen Automobil, dem ›Drehgestell‹, zu verbinden.

Das Drehgestell, das Bogie, schiebt sich bei der Herstellung der Verbindung mit dem zu ziehenden Wagen zum größeren Teil unter denselben, und der Drehzapfen des Vehikels greift in einen Teil des Drehgestells, der genau dem des zweirädrigen Wagenvordergestells entspricht. Bogie Heilmann Der Punkt, wo der Wagen sich auf das Drehgestell stützt, befindet sich zwischen beiden Achsen, wodurch dem Fahrzeug ein ruhiger Lauf gesichert wird. Der Motor, sowie der gesamte Triebapparat sind vollständig getrennt von dem Wagenkasten. Die Steuerung erfolgt aber trotzdem von dem Kutschbock des Wagens aus, und zwar in Folge der Anordnung, dass Heilmann Steuerung, Schnelligkeitswechsel, Reversiervorrichtung etc. in einem Punkt vereinigt hat, der sich auf der durch die Achse des Drehzapfens hindurchgehenden Vertikalen befindet.

Heilmanns ›mechanisches Pferd‹ wird sowohl als Elektromobil wie auch als Benzin-Automobil fabriziert, und ein einziges dieser ingeniösen Drehgestelle kann dazu verwendet werden, um nach Belieben ein Coupé, eine Victoria, einen Phaeton, einen Omnibus oder einen Geschäftswagen remorquieren zu lassen.

Unser Bild zeigt das erste ›Versuchskaninchen‹, in welchem Großfürst Alexis von Russland (im Wagen rechts) eine Spazierfahrt machte.

Diejenigen ›Drehgestelle‹, welche demnächst die Fabrik verlassen, werden schon eine hübschere Form zeigen, als das ›Versuchskaninchen‹. Denn man kann nicht behaupten, dass dieser ›Sechsradler‹ sich besonders schick repräsentiert.

 
Entnommen aus dem Buch:
Die ›Zeitreisen‹ knüpfen an die Tradition der Jahrbücher und Zeitschriften ›zur Bildung und Erbauung‹ aus dem 19. Jahrhundert an. Eine bunte Auswahl von Originalartikeln begleitet den authentischen und oft überraschend aktuellen Ausflug in die Geschichte.Kultur- und Technikgeschichte aus erster Hand, behutsam redigiert, in aktueller Rechtschreibung und reichhaltig illustriert.
  PDF-Leseprobe € 14,90 | 148 Seiten | ISBN: 978-3-7562-0128-0

• Auf epilog.de am 19. August 2017 veröffentlicht

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