Handel & Industrie – Druck & Papier
Die Ausstellung von Arbeiten der vervielfältigenden Künste
im bayerischen Gewerbemuseum zu Nürnberg
Über Land und Meer • Oktober 1877
Als das bayerische Gewerbemuseum die Verwirklichung des Gedankens, eine Reihe von Spezialausstellungen aus den verschiedenen Gebieten der technischen Künste mit Berücksichtigung ihrer historischen Entwicklung und der bezüglichen Herstellungsweisen zu veranstalten, ins Leben treten ließ, war es keine zufällige Wahl, dass mit den Erzeugnissen des Buch- und Kunstdrucks der Anfang gemacht wurde. Kaum auf irgendeinen Zweig der kunstgewerblichen Tätigkeit haben die Fortschritte der Mechanik und der Chemie einen so umgestaltenden Einfluss ausgeübt, als auf die Vervielfältigung durch die verschiedenen Arten des Druckes, während zugleich die durch die Wirkung des Lichts erzeugte Herstellung des Bildes auf diesem Gebiet ein völlig neues, noch unübersehbares Feld der Tätigkeit eröffnet hat.
In Deutschland aber macht sich, hauptsächlich in der typographischen Ausstattung der Druckwerke, seit einer verhältnismäßig geringen Reihe von Jahren ein so entschiedenes und erfreuliches Streben nach einem Fortschreiten zum Bessern bemerkbar, dass eine Vorführung der gegenwärtigen Leistungen in diesem Fach besonderes Interesse bieten und zur Hoffnung auf eine weiter anregende Wirkung berechtigen dürfte.
Um in der Ausstellung die Entwicklungsgeschichte der einzelnen Abteilungen durch einen gleichmäßigen Rahmen zu begrenzen, wurde als Ausgangspunkt das Jahr 1500 als dasjenige bestimmt, mit welchem die frühere Blütezeit des deutschen Buchdrucks, des Holzschnitts und Kupferstichs ihren Anfang nimmt, der historische Teil dann mit der Mitte des 19. Jahrhunderts abgeschlossen und von da an das, was die Gegenwart leistet, in den Arbeiten der hauptsächlichsten Firmen und Künstler zur Anschauung gebracht.
Ein reiches und vielseitig interessantes Material bietet zunächst die in chronologischer Folge hergestellte Reihe von alten Druckwerken, für welche namentlich das Germanische Nationalmuseum und die in demselben aufbewahrte Scheurlsche Bibliothek eine reiche Fundgrube bot. Die daselbst vorhandenen, mit großer Sorgfalt hergestellten Repertorien der deutschen Druckoffizinen erleichterten das Auffinden und Auswählen von je einigen durch Ausstattung und Inhalt interessanten Druckwerken für jedes einzelne Jahr seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts, denen sich die aus Privatbesitz überlassenen Exemplare passend einreihten. Da aber bei der Auswahl zugleich auf die Ausstattung der einzelnen Werke durch Druckverzierungen und Illustrationen Bedacht genommen wurde, lässt sich hier auf leichte Weise die Entwicklung der Verwendung des Holzschnitts für typographische Zwecke, hauptsächlich in ihrer glänzenden Blüte des 16. Jahrhunderts, die Abnahme desselben von der Mitte des 17. Jahrhunderts an, dann die Verwendung des Kupferstichs für den gleichen Zweck, bis zum gänzlichen Niedergang des Drucks und der Druckverzierung verfolgen.
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