VerkehrStraßenverkehr

Aus dem Katalog der Leesdorfer Automobilwerke

Allgemeine Automobil-Zeitung • 25.3.1900

Voraussichtliche Lesezeit rund 6 Minuten.

Wir bringen heute die Abbildungen der Bollée-Typen, die dem hocheleganten Katalog der Leesdorfer Automobilwerke entnommen sind.

Um unseren Lesern auch ein Bild der maschinellen Anordnung zu geben, haben wir zwei Konstruktionszeichnungen beigefügt, wovon die eine den Vertikal-, die andere den Horizontalschnitt darstellt.

Leesdorfer Automobil KonstruktionszeichnungVertikalschnitt
Leesdorfer Automobil KonstruktionszeichnungHorizontalschnitt

Man sieht den zweizylindrigen, liegenden Motor, vorne unter dem Wagen platziert. Er bildet ein kompaktes Ganzes, vollständig nach außen hin gegen Staub und Schmutz abgeschlossen. Die Explosionskammer mit ihren Ventilen liegt in der Richtung der Fahrt, so dass man ohne große Schwierigkeit zu den empfindlicheren Organen der Maschine gelangen kann.

Von der Motorachse führt ein sehr langer Riemen nach rückwärts zum Vorgelege des Wagens, und dieser lange Riemen ist wohl einer der hauptsächlichsten Vorteile der Bollée-Konstruktion. Je länger nämlich der Riemen ist, desto weniger Schwierigkeiten macht er dem Lenker, und desto mehr treten die nicht wegzuleugnenden Vorzüge hervor.

Leesdorfer Bollée-VictoriaLeesdorfer Bollée-Victoria

Der Lenker hat vier verschiedene Schnelligkeiten und eine Reversiervorrichtung zur Verfügung.

Vom Vorgelege wird die motorische Kraft nicht wie meist üblich, durch Ketten aufs die Triebräder übertragen, sondern durch Kardans, das sind kräftige Stahlstangen, welche mit ihren vierkantigen Enden in ebensolchen Muffen stecken und sich hin- und herschieben lassen. Dadurch ist die Verbindung zwischen dem Vorgelege und den Triebrädern keine starre, sondern eine elastische, so dass der; Vorteil der Kette bei erhöhter Betriebssicherheit gewahrt bleibt.

Der Motor hat Wasserkühlung. In Radiatoren, welche am Vorderteile des Wagens dem direkten Anprall der Lust ausgesetzt sind, strömt das Kühlwasser in natürlicher Zirkulation, ohne Pumpe, zum und vom Motor.

Man merkt aus alledem, dass die Erbauer hauptsächlich auf möglichste Betriebssicherheit ihr Augenmerk gerichtet und komplizierte Mechanismen vermieden haben. Dafür spricht auch die ganze robuste Konstruktion des Motors und des Wagens.

Der Motor wird sechs und neun Pferdekräften geliefert, und zwar mit elektrischer, magnetelektrischer und Glührohrzündung.

Unsere Abbildungen zeigen ferner eine hochelegante Victoria mit einem Glasdach als Windschutz, einen gedeckten Lastwagen, einen Omnibus für acht Personen, der sich insbesondere für Hotels sehr eignet; einen Break, der zum Schutz gegen die Sonne ein Dach trägt; ein offenes Phaeton aus lackiertem Holz, wie es schon vielfach bei uns in Verwendung steht; einen eleganten Petit-Duc und schließlich einen Lastwagen, dessen Transportfähigkeit 2000 kg beträgt.

Gedeckter LastwagenGedeckter Lastwagen.
OmnibusOmnibus.
Break oder ReisewagenBreak oder Reisewagen.
Offener LastwagenOffener Lastwagen.
Petit-DucPetit-Duc.
Offenes Phaeton aus lackiertem HolzOffenes Phaeton aus lackiertem Holz.

• Auf epilog.de am 17. Oktober 2017 veröffentlicht

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