VerkehrEisenbahn

Die atmosphärische Eisenbahn von Kingstown nach Dalkey

Illustrirte Zeitung • 6.4.1844

Voraussichtliche Lesezeit rund 19 Minuten.

Seit Erfindung der Dampfbewegung dürfte vielleicht kein technischer Gegenstand die allgemeine Aufmerksamkeit so sehr auf sich gezogen haben, als die atmosphärischen Eisenbahnen, und wohl nicht ganz mit Unrecht. Denn wenn auch die ungeheuren Erfolge, welche man von ihnen erwartet, nicht eintreten, wenn auch die überspannten Hoffnungen mancher Leute nicht ganz erfüllt werden, so ist doch immerhin ein großer Schritt vorwärts getan und ein Hilfsmittel gegeben, um Schwierigkeiten zu beseitigen, welche bis dahin manchem großartigen Unternehmen hemmend in den Weg traten. Wenn wir auch keine atmosphärischen Eisenbahnen durch ganze Länder hin anlegen werden, so wird doch das atmosphärische System sich dem Dampfsystem nach und nach eng anschließen und eins das andere ergänzen. Wir werden weiter unten auf diesen Punkt zurückkommen.

Die nicht unbedeutende Anzahl von, durch Beschädigung der Lokomotiven und sonst auf den Eisenbahnen herbeigeführten Unglücksfällen, die Überzeugung, dass unsere Lokomotiven, trotz der vielen, im Laufe der Zeit daran gemachten Verbesserungen, doch immer nur noch sehr unvollkommene Maschinen sind, machten es von jeher zu einer Aufgabe für die spekulative Technik, den Dampf durch irgendeine andere, weniger gefährliche und den Zufälligkeiten minder ausgesetzte Triebkraft zu verdrängen.

Vallance, ein Engländer, ging von der Idee aus, ein Element – man erlaube uns diesen gebräuchlichen Ausdruck, wenn auch die Chemiker daran Anstoß nehmen sollten – als Triebkraft anzuwenden, welches man bisher bei den Eisenbahnen, als hemmend, bekämpft hatte, wir meinen den Luftdruck, der überall als Verzögerungs-Koeffizient mit in Rechnung gestellt wurde. Vallance machte zuerst im Jahr 1824 den Vorschlag, einen Zylinder, dessen Durchmesser groß genug war, um die Eisenbahn zusammen mit den Wagen zu umschließen, auf die ganze Länge der Fahrbahn zu legen, darin einen Zugkolben anzubringen, an diesen die Wagen zu hängen und dann die Luft vor dem Kolben aus dem Zylinder zu pumpen, worauf der Druck, den die atmosphärische Luft gegen die Hinterseite des Kolbens aus übt, diesen und den ganzen Wagenzug vorwärtstreiben sollte. Der ganze Vorschlag stellte sich auf den ersten Blick vollkommen unausführbar dar, und wurde sehr bald vergessen. Die Grundlage aber, auf welcher Vallance gebaut hatte, war zu gut gewesen und die Idee selbst arbeitete sich fort.

Weiterlesen mit
epilog.de

Werde epilog.plus-Mitglied und Du bekommst

  • Zugriff auf exklusive Beiträge wie diesen
  • PDF-Versionen und/oder eBooks von ausgewählten Artikeln
  • weniger Werbung und dafür mehr historische Bilder und alte Reklame

und Du hilfst uns, noch mehr interessante Beiträge zur Kultur- und Technikgeschichte zu veröffentlichen.

Ich bin bereits Mitglied und möchte mich anmelden.

Bei epilog.plus auch verfügbar als:

eBook
Der vollständige Beitrag ist enthalten in:

Neuerscheinung

Die Aufbruchstimmung und der technische Fortschritt im 19. Jahrhundert führten zu immer neuen Erfindungen, die den Verkehr beschleunigen und die Antriebe optimieren sollten. Dabei wurde oft das System von mit Dampflokomotiven bespannten Zügen auf zwei Schienen grundlegend in Frage gestellt. Manche dieser Ideen sind heute wieder aktuell, und so lohnt sich ein unverfälschter Blick auf dieses interessante Kapitel der Verkehrsgeschichte.
  PDF-Leseprobe € 18,90 | 148 Seiten | ISBN: 9-783-7583-7184-4

• Auf epilog.de am 3. März 2023 veröffentlicht

Reklame