VerkehrLuftfahrt

50 Jahre Luftrettung

Eine deutsche Erfolgsgeschichte

tvi.ticker • 27. Oktober 2020

Voraussichtliche Lesezeit rund 4 Minuten.

Mit der Inbetriebnahme des Rettungshubschraubers ›Christoph 1‹ in München-Harlaching begann in Deutschland am 1. November 1970 die Geschichte der schnellen Hilfe aus der Luft. In den folgenden fünf Jahrzehnten etablierten sich die Luftrettung bundesweit als wichtiger Teil des öffentlich-rechtlichen Rettungsdienstsystems und die ADAC Luftrettung als einer der größten Betreiber in Europa. Probelauf zur Luftrettung im Jahr 1969Foto: ADAC LuftrettungProbelauf zur Luftrettung im Jahr 1969. Mit dem ADAC e.V. als treibender Kraft und Initiator sowie weiteren starken Partnern wurde ein weltweit einmaliges und nahezu flächendeckendes Netz von Rettungshubschrauberstationen in ganz Deutschland aufgebaut.

Mit der boomenden Motorisierung in Deutschland in den 60er-Jahren kam es zu einem dramatischen Anstieg der Verkehrsunfälle. Allein 1967 starben 20 000 Menschen im Straßenverkehr. Unfallmediziner stellten fest, dass 15 – 20 % der tödlich Verunglückten bei einer schnelleren Notfallversorgung noch eine Überlebenschance gehabt hätten. Zeitverluste entstanden unter anderem durch die lückenhafte Stationierung von Rettungsfahrzeugen und die hohe Verkehrsdichte auf den Straßen, die ein rasches Durchkommen der Helfer erschwerte. 1968 startete der ADAC vor diesem Hintergrund erfolgreiche Feldversuche mit einem gecharterten Hubschrauber des Typs BELL Jet Ranger. Das neue Konzept erwies sich als erfolgreich: Der Notarzt erreichte nun auf dem schnellsten Weg die Patienten. Die Indienststellung von ›Christoph 1‹ durch den ADAC an der heutigen München Klinik Harlaching bedeutete die Geburtsstunde der Luftrettung in Deutschland.

Als einer der Pioniere der Luftrettung in Deutschland gilt Gerhard Kugler, erster Geschäftsführer der ADAC Luftrettung. Er war zusammen mit Dr. Hans Burghart (ehem. Vorsitzender des BRK Kreisverband München und erster leitender Hubschrauberarzt von ›Christoph 1‹) maßgeblich am Aufbau des Luftrettungssystems in Deutschland beteiligt. Start mit ADAC Rettungshubschrauber Christoph 1Foto: ADAC LuftrettungStart mit ADAC Rettungshubschrauber ›Christoph 1‹: die BO105 in München. Mit seinem Engagement hat er nicht nur im ADAC e.V., sondern auch in Deutschland und im Ausland den Weg für den Auf- und Ausbau der Luftrettung geebnet. Auch Dr. Erwin Stolpe, langjähriger leitender Hubschrauberarzt von ›Christoph 1‹ und Medical Director der ADAC Luftrettung prägte in den mehr als 30 Jahren seiner Tätigkeit die Entwicklung der Luftrettung nachhaltig. Politische Unterstützung leisteten damals Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher und Bundesverteidigungsminister Georg Leber sowie der spätere ADAC Präsident Franz Stadler.

Heute gibt es mehr als 80 Luftrettungsstandorte in Deutschland. Alle Hubschrauber tragen den Namen ›Christoph‹ nach dem Schutzpatron der Reisenden. An 37 Stationen mit mehr als 50 Rettungshubschraubern sind die Crews der ADAC Luftrettung rund 54 000 Mal im Jahr oder rund 150 Mal täglich im Einsatz. Die Crew besteht aus Pilot, Notarzt und Notfallsanitäter (TC HEMS - Technical Crew Member Helicopter Emergency Medical Services). Die ADAC Rettungshubschrauber sind überwiegend von 7 Uhr morgens bis Sonnenuntergang einsatzbereit und nach Eingang der Alarmierung innerhalb von rund zwei Minuten in der Luft, um den Notarzt mit rund 230 km/h zum Patienten zu bringen.

Bundesweit arbeiten für die gemeinnützige ADAC Luftrettung, die ein Tochterunternehmen der ADAC Stiftung ist, fast 1300 Menschen – darunter rund 160 Piloten, etwa 250 Notfallsanitäter (TC HEMS), 150 Techniker und rund 600 Notärzte. In der Regel besteht das Team einer Station aus drei Piloten, fünf Notfallsanitätern und 15 Notärzten. Bei ihrer Arbeit können die Crews auf die modernsten Rettungshubschrauber des Typs H145 und H135 von Airbus Helicopters zurückgreifen. Mit ihnen wurden 2019 rund 3,45 Mill. km zurückgelegt. Die durchschnittliche Flugzeit bei einem Einsatz betrug rund 30 Minuten.

Quelle:  ADAC Stiftung

• Auf epilog.de am 28. Oktober 2020 veröffentlicht

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