VerkehrFernmeldewesen

Telegrafische Verbindungen mit Eisenbahnzügen

Die Gartenlaube • 1880

Die telegrafische Verbindung mit in Bewegung befindlichen Eisenbahnzügen war längst ein angestrebtes Ziel verschiedener Elektriker; denn dass man während einer Eisenbahnfahrt keine Telegramme empfangen und absenden kann, ist ein schon manchmal empfundener Mangel. Wenn ein Fürst mittelst seines nirgends haltenden Jagdzuges eine weitere Fahrt ohne Unterbrechung machen will, so muss das arme Land einen halben oder ganzen Tag vollständig unregiert bleiben, eine vaterlose Waise. Jenes Problem in nun von einem schwedischen Ingenieur G. M. Dalström kürzlich in einer Weise gelöst worden, die allen damit angestellten Proben genügt hat. Es handelt sich dabei um die ununterbrochene Hineinführung der oberirdischen Metallleitung in den samt dem ganzen Zuge in Bewegung befindlichen Dienstwagen, der den Telegrafenapparat enthält. Diese fortdauernde Berührung mit dem neben dem Bahnkörper herlaufenden Telegrafendraht erreicht nun Dalström einfach dadurch, dass er an der Decke des Dienstwagens eine kupferne Walze auf der Leitungsseite hervortreten lässt, die beständig gegen den Leitungsdraht gedrückt und durch die Reibung an demselben in fortwährende Drehung versetzt wird. Natürlich muss der betreffende Draht so angebracht sein, dass er nur von oben her gehalten wird, so dass die von unten an denselben durch eine leichte Feder gepresste Rolle nirgends einem Hindernis begegnet.

In den mit dieser Vorrichtung auf einer Eisenbahnstrecke in Schweden angestellten Versuchen setzte man auf diese Weise zwei auf demselben Gleise, in gleicher oder entgegengesetzter Richtung fahrende Züge in Verbindung und konnte so in beständiger telegrafischer Unterhaltung bleiben, obgleich man die übliche Geschwindigkeit einhielt. Ob etwa die im Winter an den Drähten vorkommenden Eisbildungen und größere Geschwindigkeiten diesen Verkehr erschweren, respektive unmöglich machen, sollen weitere auf den schwedischen Staatsbahnen anzustellende Versuche feststellen.

• Auf epilog.de am 25. August 2016 veröffentlicht

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