VerkehrSchifffahrt

Philps und Forresters
Notsteuer und Rettungsfloß

Polytechnisches Journal • 29.6.1887

Bekanntlich zählt der Verlust oder Bruch des Steuers zu den am häufigsten vorkommenden Schiffsunfällen. Bei eisernen Schiffen ist dann eine Instandsetzung des Steuers selbst in der Regel nicht möglich und kann die Fahrtrichtung nur dadurch einigermaßen eingehalten werden, dass man ein anderes Fahrzeug, oder ein Floß u. dgl. nachschleppt. Die gewöhnlichen Schiffsboote sind hierzu meistens zu leicht, oder müssten wenigstens so stark beladen werden, dass die Gefahr des Sinkens sehr groß wäre; ein Floß zusammenzubauen, mangelt es aber häufig an Material und jedenfalls geht viel Zeit verloren, während welcher das Schiff steuerlos treibt. Nach Industries schlagen daher Philps und Forrester in Liverpool vor, eine besondere große Boje von passender Gestalt zu diesem Zwecke an Bord mitzuführen, welche dann bei einer Beschädigung des Steuers als Notsteuer nachgeschleppt werden könnte, sonst aber als Öl- oder Trinkwasserbehälter verwendet wird und so nicht ganz nutzlos Raum fortnimmt. Im Falle der Not soll diese Boje zugleich als Rettungsfloß dienen.

Notsteuer und Rettungsfloß

Die Form derselben ist ein Prisma, welches ein Bogenzweieck von ungefähr zwei Viertelkreisen als Querschnitt und etwa ⅔ des größeren Durchmessers des letzteren zur Höhe hat. Als Notsteuer wird diese Boje mit genügendem Wasserballast bei senkrechter Stellung der Achse an zwei Tauen nachgeschleppt, welche über je einen an Backbord und Steuerbord befestigten Block nach der Steuerwinde oder sonst wie derart geführt sind, dass dieselben abwechselnd eingeholt und nachgelassen werden können, wodurch natürlich ein Steuern des Schiffes ermöglicht wird, wenn nur die Seitenfläche der Boje genügend groß ist. Vor einiger Zeit wurden auf dem Mersey-Fluss Versuche angestellt, einen Schraubendampfer ›Flying Breeze‹ durch eine solche Boje von 1,52 m Länge und 1,06 m Tauchung zu steuern. Obgleich die wirksame Seitenfläche nur ⅔ der Ruderfläche des Dampfers war, soll letzterer sich doch mittels der Boje in völlig befriedigender Weise haben lenken lassen. Ist die Boje leer oder wenig gefüllt, so schwimmt dieselbe flach und kann dann mit einem ebenen Holzboden und seitlichen Handseilen zum Anfassen nach vorstehender Figur versehen als ein unsinkbares Rettungsfloß dienen.

• Auf epilog.de am 4. August 2017 veröffentlicht

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