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Festliche Eröffnung der Straßenbahn über die Warschauer Brücke

tvi.ticker • 26. Mai 2000

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung teilt mit:

Mit einem kleinen Fest für die Berliner eröffnet der Senator für Stadtentwicklung, Peter Strieder, zusammen mit dem Vorstandsvorsitzenden der BVG, Rüdiger vorm Walde, nach knapp einjähriger Bauzeit am Sonntag die Straßenbahnverbindung über die Warschauer Brücke. Damit geht in Berlin zwischen der Revaler Straße und dem U-Bahnhof Warschauer Straße auch die erste Zweirichtungs-Straßenbahn in Betrieb.

Bereits 1901 gab es eine 2,2 km lange Straßenbahnverbindung, die über die Warschauer Brücke zur Frankfurter Allee und zum Zentralviehhof fuhr. Es handelte sich um die Bahn der damaligen Hochbahn AG von Werner von Siemens. Zur besseren Anbindung seiner U-Bahn hatte Siemens eine Straßenbahn vom U-Bahnhof über die heutige Revaler Straße zum Frankfurter Tor geführt. Schon zum Beginn des Jahrhunderts gab es also einen Verkehrsknotenpunkt, der die einzelnen Verkehrsträger S-, U-, Straßenbahn und Bus verknüpfte. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es bereits im September 1945 wieder möglich, die Straßenbahnlinie 4 von der Elbinger Straße bis zur Warschauer Brücke in Betrieb zu nehmen. Infolge des Mauerbaus wurden die Verbindungen unterbrochen. Die U-Bahn und die westlichen Straßenbahnlinien endeten am Bahnhof Schlesisches Tor bzw. in den Straßen vor der Mauer. Auf östlicher Seite wurde die Straßenbahn über die Warschauer Brücke zurückgezogen und über eine neue Wendeschleife am Helsingforser Platz geführt.

Nach der Wende entwickelte sich der Verkehrsschnittpunkt der U-Bahn und S-Bahn an der Warschauer Brücke rasch zu einem der belebtesten Umsteigepunkte im Berliner Nahverkehr. Allerdings mussten Umsteiger zur Straßenbahn mehr als 300 Meter – etwa eine durchschnittliche S-Bahn-Haltestellenlänge – in Kauf nehmen. Die Warschauer Straße ist derzeit Bestandteil des Hauptverkehrsstraßennetzes und zusätzlich Teil des inneren Stadtringes, der der Umleitung des Durchgangsverkehrs um die Innenstadt dient. Hier verkehrt auch die Buslinie 147, durch die die Halbinsel Stralau und das Wohngebiet um die Weberwiese an den S- und U-Bahnhof Warschauer Straße angebunden wird. Die heutige Situation entspricht – ausgenommen die der Straßenbahn – weitestgehend der Verkehrserschließung von vor 1960.

Senator Strieder: Mit der Inbetriebnahme des neuen Straßenbahn-Teilstücks sind wir dem Ziel, das Fahren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Verbesserung von Umsteigemöglichkeiten und Anschlüssen in alle Himmelsrichtungen Berlins zu einer echten Alternative für den Individualverkehr weiterzuentwickeln, ein weiteres Stück näher gekommen. Die Straßenbahn fährt jetzt unmittelbar an den U-Bahnhof heran und in nur 40 Metern sitzt der Fahrgast in der nächsten U-Bahn. Auch der Weg zur S-Bahn konnte durch eine neue Haltestelle in Richtung Norden auf ca. 160 Meter verkürzt werden. Davon werden rund eine Million Fahrgäste pro Jahr profitieren. Dem Verständnis der Berliner Bürgerinnen und Bürger während der Bauarbeiten sei nochmals ausdrücklich gedankt.

Rüdiger vorm Walde: Diese Verbesserung wurde vor allem durch die Anschaffung von sogenannten Zweirichtungswagen möglich. Bisher gibt es im Berliner Straßenbahnbetrieb vorwiegend Einrichtungswagen, die nur einen Fahrerstand an der Spitze des Zuges und Türen auf der rechten Seite des Wagens vorweisen. Die Wagen benötigen aber an den Endstellen immer eine Wendeschleife, die im dichten innerstädtischen Bereich nur schwer einzubauen ist. Mit den neuen Wagen, die an beiden Fahrzeugenden jeweils einen Fahrzeugstand und Türen an beiden Seiten haben (ähnlich wie bei S- und U-Bahn-Zügen), braucht man keine Wendeschleifen mehr. Es reicht ein einfaches Kehrgleis aus, an dem der Fahrer lediglich von einem Fahrerstand zum anderen wechselt und der Wagen nun in der anderen Richtung wieder zurückfahren kann.

Die Realisierung der Baumaßnahme erfolgte in zwei Bauabschnitten. Im Sommer 1999 wurde die durch die Brückenkonstruktion vorgegebene Einbautiefe von nur 10 cm erforderliche Sonderkonstruktion auf der Brücke installiert. Insgesamt wurden 470 m Gleis auf der Brücke verlegt. Der zweite Bauabschnitt erfolgte im Mai 2000. In dieser Zeit wurden der gesamte Erdbau und die Entwässerung vorgenommen sowie 500 m Gleis, drei Weichen und eine Kreuzung eingebaut. Gleichzeitig wurden ein neues Gleichrichterwerk, 36 Fahrleitungsmasten sowie 2200 m Fahrleitungsdraht und 6100 m Bahnstromkabel verbaut. Darüber hinaus mussten die Straßen der neuen Situation angepasst werden. Die Gesamtkosten der Straßenbahnneubaustrecke einschließlich der Erschließungs- und Ingenieurkosten belaufen sich auf 13,1 Mill. DM.

Da bisher nicht ausreichend Zweirichtungswagen für die Linie 23 zur Verfügung stehen und die Kehranlage aus Platzgründen nur Fahrzeuge der Linie 20 aufnehmen kann, endet die Linie 23 wie bisher an der Schleife Revaler Straße am Helsingforser Platz. Die Linie 20 wird ab sofort durchgehend über 24 Stunden betrieben und bietet somit auch in den Nachtstunden gute Verbindungen zwischen U-Bahn, S-Bahn und Straßenbahn.

• Quelle: Landespressedienst Berlin

• Auf epilog.de am 26. Mai 2000 veröffentlicht

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