VerkehrPostwesen

Das neue kaiserliche Paket- und Zeitungspostamt in Leipzig

Die Gartenlaube • 1881

Voraussichtliche Lesezeit rund 11 Minuten.
Um

sich eine Vorstellung von der riesigen Tätigkeit der deutschen Reichspost zu machen, braucht man sich nicht die Rechnungsabschlüsse eines Jahres mit den stolzen Zahlenreihen von Hunderten von Millionen zu vergegenwärtigen; ein viel anschaulicheres Bild von dem imposanten Tätigkeitsgebiete der deutschen Reichspost gewinnt man, wenn man eine ganz kurze Spanne Zeit festhält und innerhalb des so gewonnenen Kreises die kolossale Arbeit des rastlos wirkenden Apparates überblickt. In einer Minute versendet die deutsche Reichspost bei Tag und Nacht 2247 Briefe, 1072 Zeitungsnummern, 57 außergewöhnliche Zeitungsbeilagen, 198 Pakete, 125 Postanweisungen, 10 Postauftragsbriefe und 21 Postnachnahmen; in jeder Sekunde gehen von der deutschen Post nicht weniger als 55 Sendungen ab. Das ist der gewaltige Verkehr, wie er sich bei dieser Reichsanstalt im verflossenen Jahre gestaltete, und der gegenwärtig noch immer im Wachsen begriffen ist.

Die Längenangaben und andere Maße des Originaltextes wurden in das metrische System umgerechnet.

In hervorragender Weise tritt nun Leipzig in diesem Postverkehr auf; denn es nimmt nach der Reichshauptstadt Berlin im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl den ersten Rang unter den deutschen Postanstalten ein. Allein durch seinen Zeitungspostverkehr – es werden jährlich rund 10 Millionen Zeitungsnummern abgesetzt – übertrifft es Länder wie Griechenland, Portugal, Norwegen usw. Sein Postwesen ist in den letzten Jahren geradezu riesig gewachsen.

Bis zum Jahre 1863 bestand in Leipzig eine einzige Postanstalt, das ›Königliche Oberpostamt‹ am Augustus-Platz, welches, in den Jahren 1836 bis 1838 erbaut, anfangs Raum genug bot, um außer den Post- noch verschiedene andere sächsische Behörden aufzunehmen. Der Postverkehr wuchs aber, besonders seit 1871, in welchem Jahre die ›Deutsche Reichspost‹ entstand, derartig, dass das große Postgebäude, trotz mannigfacher Erweiterungsbauten, nicht mehr genügte. Es mussten in den verschiedenen Stadtteilen Zweigpostanstalten errichtet werden¹, ¹) Wie groß trotzdem der persönliche Verkehr des Publikums im Hauptpostamte blieb, davon gibt eine Zählung, welche vom 21. bis mit 23. April 1873 vorgenommen wurde, den deutlichsten Beweis. Es betrug die Zahl der in diesen drei Tagen an den Schaltern etc. behufs des Postverkehrs erschienenen Personen 18 289, also durchschnittlich für einen Tag 6069 Personen. aber auch diese reichten nicht mehr aus, da namentlich der Packereiverkehr in Folge der Einführung des ermäßigten Einheitsportos für Pakete – vom 1. Januar 1874 an – sich ganz erheblich steigerte, und zwar vornehmlich auch dadurch, dass die Post in erhöhtem Maße zur Versendung der sogenannten ›Buchhändlerpakete‹ benutzt wurde.

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• Auf epilog.de am 23. Mai 2016 veröffentlicht

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